Volltext: Innviertler Kalender 1936 (1936)

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„Psiat bi’ Gott, Bertl!" rief er mir noch nach. Ich war vor 
Rührung nicht mehr fähig, mich nach ihm umzuwenden. Mit 
Tränen in den Augen verließ ich, Las Stögerhaus. 
Und wenn's rni!ch> wieder in die Heimat zieht, werte ich die 
braven Stögerleut am Friedhof besuchen und ihnen übers Grab 
hinaus danken für ihre Güte und Liebe, die sie bm1 Buben der 
Abghaust'n erwiesen. 
Aus meiner Jugendzeit 
Don Direktor Rudolf ft oller 
Im Kloster Wilhering — ungefähr zwei Gehstunden ober¬ 
halb Linz — war eine Sängerknaben-Stelle frei. Mein Vater 
fuhr mit mir dorthin. Ich mußte die Prüfung aus Gesang ma¬ 
chen, die ich ganz gut bestand, denn ich war nicht befangen, 
hatte ich ja schon fleißig am Kirchenchor meiner Heimat mitge¬ 
wirkt. So war ich also Sängerknabe und ungefähr 9 Jahre alt. 
Mein Vater sagte zum Abschied: „Du hast 3 Tage frei, 
kannst dich umschauen und mit den 5 Sängerknaben Bekannt¬ 
schaft machen. Ich fahre einstweilen nach Ottensheim, behüt' 
btch Gott und fei brav!" — Mein erster Gang war in den Stifts¬ 
garten, der gerne von den Linzern besucht wird. Nachdem ich 
das Palmenhaus, das Vogelhaus mit dem sprechenden Raben, 
den Hrrschgarten usw. in Augenschein nahm, kam ich zu einem 
runden Deich, in Stein gefaßt. Höchst erstaunt war ich, als ich 
drinnen eine Menge Silber- und Goldfische sich tummeln sah. 
Ha, das war was für mich,. Eiligst lief ich zu einem Kaufmann 
und erstand eine Fischangel und eine Schnur. Im Park schnitt 
ich mir eine passende Rute ab und sammelte Regenwürmer. In 
meiner Heimat waren die Bäche dazumal frei und ich hatte 
gute Uebung im Forellenfang. Sofort biß ein prächtiger Gold¬ 
fisch an. Ich schlug ihn ab und legte ihn zur Seite. Ich war 
überglücklich wie im Traum und freute mich schon auf den gu¬ 
ten Braten. Bald hatte ich einen zweiten und dritten Goldfisch 
gefangen. — Da packte mich; plötzlich jemand bei den Ohren und 
donnerte: „Was fällt dir ein, schlechter Lausbub? Das Fangen 
der Goldfische ist doch strengstens verboten! Untersteh dich noch- 
einmal!" ' > > > 
Es war, wie ich später erfuhr, der Parkwächter, der mir, 
noch im Gehen schimpfend, meine prachtvolle Beute wegnahm 
nebst dem Fischgerät. Ich konnte wahrlich nicht begreifen, wa- 
rum ich hier die Fische nicht hätte fangen sollen, wie in meiner 
Heimat. Ich war mir durchaus keiner Schuld bewußt. Ich nahm 
mtr fest vor, mich, an dem garstigen Menschen zu rächen. Allein, 
der Parkwächter wurde später und zwar bald mein Freund und 
Beschützer. Die drei freien Tage schwanden mir schnell, denn die 
fünf Sängerknabat wetteiferten miteinander, mich überall he¬ 
rumzuführen und mir viel Sehenswertes zu zeigen. Am 4. Tag
	        
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