Volltext: Innviertler Kalender 1936 (1936)

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Die Statistik lehrt, daß die Menschen zwischen dem 10. und 
30. Lebensjahr am häufigsten an Blinddarmentzündung ew 
kranken, doch' bleibt auch, das Greisenalter nicht verschont. Bei 
den Naturvölkern, insbesondere den Chinesen und- Sübseemsiul- 
lanern ist diese Krankheit sehr selten. Beide sind vorwiegend Ve¬ 
getarier^ so daß die Ernährung hiebei scheinbar eine wichtige 
Rolle spielt. Diese Vermutung deckt sich- auch mit der merkwürdi¬ 
gen Beobachtung, daß während des Krieges ein deutliches Ab¬ 
sinken, nach dem Kriege aber ein merkliches Ansteigen der Blind¬ 
darmentzündungen festgestellt wurde. Gegenwärtig ist tto,chi im¬ 
mer ein Ansteigen der Krankheitsfälle zu beobachten, die unge¬ 
fähr dreimal so häufig sind als im Kriege. 
Am besten beugt man Entzündungen des Wurmfortsatzes 
durch eine geregelte Ernährung und Verdauung vor. Gegen den 
tätlichen Ausgang einer Blinddarmentzündung kann sich jeder¬ 
mann dadurch, schützen, daß er sich rechtzeitig operieren laßt. K. 
Das ©ist In den ßartoffelfteimen* 
Das Gift der Kartoffelkeime, Solanin genannt, findet sich 
auch in allen anderen Teilen der Kartoffelpflanze, in geringster 
Menge in den reifen Knollen, wenig reichlicher in den 'Wurzeln 
und den oberirdischen Blatt- und Stengelteilen und ant reichlich¬ 
sten in den Früchten (den Beeren). Wie nun aber M|e meisten 
Nahrungsmittel bei längerer Aufbewahrung allmählich schlechter 
werden ober gar ganz verderben, so auch! bie Kartoffel. Bei lan¬ 
ger Lagerung entwickelt sich in den Knollen mehr Solanin, als 
sie ursprünglich enthielten. Die größte Gefahr liegt aber Wor, 
wenn in der Zeit vor der neuen Ernte biie alten Kartoffel zn kei¬ 
men beginnet!, und wenn sich, unterstützt, burch unzweckmäßige 
Lagerung, diese Keime oft zu ellenlangen Trieben entwickeln. 
Diese weißen Keime und die sich oft an ihnen entivickelnben klei¬ 
nen Knollen enthalten das meiste des scharf betäubenden Giftes 
Solanin. Die Keime und kleinen Knollen gehören nicht ins Bieh- 
fntter. Ihr Giftstoff zeigt ganz bestimmte Krankheilserscheinuw- 
gen am tierischen Körper. Große Mengen führen bett Tod durch 
Herz- und Lungenlähmung herbei. Kleine Mengen bewirken 
plötzliche Appetitlosigkeit, Durstgefühl, Beschleunigung des Puls¬ 
schlages, außerdem allerhand LähmungA-Erscheinungen, Mattig¬ 
keit, Erweiterung ber Pupille, Sehstörungen und AtmungsDek 
schwerden. Ant auffallendsten treten bie Lähmungs-Erschemun- 
gen in den Gliedmassen zutage. Die Tiere stehen "steifbeinig 'bai, 
taumeln uttb brechen schließlich, zum Gehen unfähig, in den Fes¬ 
sel- und Sprunggelenken zusammen. Auch, Verbauungsbeschwer- 
bett mit allen unangenehmen Folgen für das Wohlbefinden und 
die Ertragsfähigkeit bes Viehes sittb die Wirkungen fortgesetzter 
Fütterung mit Kartoffelkeimen. Auch durch fortgesetztes Ko¬ 
chen läßt sich das Gift nicht entfernen ober uttschäblich machen.
	        
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