Volltext: Innviertler Kalender 1935 (1935)

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Anzahl von Zöglingen erhielt, auch von solchen Orten, von 
denen niemals bisher ein Zögling nach Mistelbach gekommen 
war. Deshalb soll der Innviertler Kalender auch Heuer wieder 
die freundliche Einladung in die Heimatgaue unseres Jnnviertels 
hinaustragen und die angehenden Hausfrauen und deren Eltern 
einladen, die HaushaltuNgIschule Mistelbach zu besuchen. Der 
Eintritt erfolgt gewöhnlich Mitte September oder 
AnfangsApril. 
Die ehrwürdigen Schwestern schätzen sich glücklich, wenn 
j}e. beitragen können, daß in der Anstalt Mistelbach der Grund¬ 
stein gelegt wird für die Führung eines mustergiltigeu L>auA- 
der beste Grund für ein echtes Familien^ 
gluck ist. Es ist Wohl daI beste Heiratsgut, welches' heute die 
Eltern ihren Kindern auf den Lebensweg mitgeben können. 
Beim klang der klbenclglocken 
Don Max Karl, 5t. Martin. 
Er war ein braver Mann und hatte sich durch seiner Hände 
Arbeit ein schlichtes, stilles Heim erworben. Dort arbeitete er 
mit unermüdlichem Fleiße und als er nun gar eine sittsame 
^uugfrau als sein Weib heimführte, schien nichts mehr zu 
maugeln zu seinem Glücke. Es stellten sich Kinder ein: brann- 
lochge Buben und blondhaarige Madel. Jetzt hing ihm der Him¬ 
mel wirklich voller Geigen ... 
Da kam der Krieg. Der brach ein ins Land, wie ein Dieb in 
der Nacht. Und jetzt stand vor Meister Martin die fürchterliche 
Erkenntnis: auch du mußt noch mit! Dich schonen sie nicht! Wie 
ste Millionen nicht geschont haben! Das brutale, grausame Ge¬ 
setz des Krieges srujg nicht viel nach Menschenglück. Wie ein ge- 
,tägiger Götze Moloch sperrte der Krieg sein häßliches, weites 
Maul aus und verschlang darin die Opfer, die ihm Völkerwahn- 
smn und Bölkerhabfucht zugetrieben haben. 
Und Meister Martin stand da und suchte das dunkle Grauen 
der Zukunft zu enträtseln. Und Weib und Kinder hingen an sei¬ 
nem Halse und flehten und weinten: „Vater! Geh' nicht fort 
von uns!" ' 
Aber da zogen sie schon durchs Dorf, lachend und singend die 
raten, mit heroischem Starkmut die andern. Und Meister Mar¬ 
tin riß sich los von Weib und Kind, von Heimat und Haus und 
ging mit den anderen den Weg der eisernen Pflicht. 
Es war ihm geluugen, gut durch den Krieg zu kommen. Und 
da gab es einmal an einem stillen Frühherb'sttage ein herrli¬ 
ches Heimwärtswandern. Aus ganzer Seele drängte es sich ihm 
auf die Lippen: „In der Heimat, in der Heimat, da gibt's ein 
Wieder fehln!" 
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