Volltext: Innviertler Kalender 1935 (1935)

Bilde sehen wir noch das alte Jnntor und die hölzerne Brücke 
über den Strom. Eine andere mit Rosen' geschmückte Kerze 
trägt die Widmung: Pfarre Thann mck Zimmern 1774. (Beide 
Drte liegen ebenso wie der folgende in Niederbayern.) Unter 
einer Kerze, die eine Kirche tniit zwei Störchen schmückt, ist zu 
lesen: Markt Rottakmünster 1776. Hinterm Hochaltar hängen eine 
ganze Reihe bildlicher Darstellungen von brennenden Häusern aus 
benachbarten Ortschaften, «aber auch aus weiterer Ferne. An 
der Rückwand des Hochaltares fesselt uns ein altes Erinnerungs- 
;kfi> aus der Pestzeit. Die Inschrift besagt: Albrecht Huber, der 
Herlrgen Schrift Lizenziat, Pfarrer zu Uttendorf am 7. Dezem¬ 
ber 1649 an der leidigen Sucht verschieden." Am Bilde können 
ttnr dte Orte Uttendorf, Helpfau und St. Florian deutlich er¬ 
kennen. Wir schauen des weiteren, wie der Tob am Marktplatz 
von Uttendorf steht, wie sich Männer bemühen, auf Tragbahren 
die an der Pest Gestorbenen wegzuschaffen. Im Vordergründe 
hegt sterbend der Pfarrer aus einer Bettstelle. Die ganze 
furchtbare Rot der Pestzeit am Ausgange des 30jährigen Krieges 
konnte kaum eindringlicher dargestellt werden, wie auf diesem 
einfachen Bilde. 
Wir waren vielleicht nur eine halbe Stunde in den Räumen 
der Wallfahrtskirche von St. Florian. Und doch sind in der 
kurzen Spanne Zeit eine Reihe von Erinnerungen an längst 
vergangene Zeiten an unseren Augen vorbeigezogen. Wir ge¬ 
buchten der Zeit, da unsere Donaulande unter der Römerherr¬ 
schaft standen, und unweit des Heutigen Bahnhofes von Enns 
bas mächtige Römerlager Laureacum (Lorch) neben Ovilava 
(Wels) die bedeutendsten Römerorte unseres Landes waren. 
Dann sahen wir bas Christentum in unsere Lande ziehen und im 
heiligen Florian einen ber ersten Märtyrer auf betn Boden un¬ 
serer Heimat. Rach ben Berwüstungsstürmen ber Hunnen, Ava- 
reu- und Madjarenzeit brachte im ausgehenden 11. Jahrhun¬ 
dert Bischof Altmann von Passau nicht allein das Kloster 'St. 
Flortan zu neuer Blüte, sondern er förderte auch die Verehrung 
dieses Heiligen in bett Landen donau- und inntaufwärts. Schon 
im hohen Mittelälter begegnen wir betn Namen St. Florian 
im Jnnviertel. 
Uttb weiterhin erlebten wir bie Nöte des.' breinjährigen 
Krieges und ber folgenden Pestzeit, wir sahen Braunau und 
große Märkte Niebertiayertts1 in Feuersnot ihre Kerzenopfer 
bient heiligen Florian weihend — es entging uns aber über all' 
den geschichtlichen Betrachtungen hinweg nicht, baß auch, der 
Einzelne — Bürger ober Bauer — aus nah uttb fern zum 
heiligen Florian pilgerte, um ihm Dank zu sagen für bie ab¬ 
gewendete große Gefahr. Altbaiernland wird nicht mit Unrecht 
ein geistliche# Land genannt. Wer durch die sonnigen Gaue des 
Alpenvorlandes zwischen Inn und Enns pilgert, der wird im¬ 
mer wieder Darstellungen unseres! Heiligen begegnen. Bald 
handelt es sich um große Kunstwerke wie etwa bei ber Schwan¬ 
talergruppe in ber Stadtpfarrkirche zu Ried im Jnnkreis oder
	        
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