Volltext: Innviertler Kalender 1935 (1935)

Die gleiche Auskunft wird- Felician in der „Neuen Post", in 
der „Traube", im „Stern" zuteil, und als Weiglsamer in! der 
„Sonne" vorspricht, heißt es wieder: „Bebaute —„Leider —“ 
„Wir haben alle Betten besetzt." 
„Ja, aber wir sind- schon alle Gasthöfe abgewandert und- 
haben nirgends ein Plätzchen gesunden. Donnerwetter, Sie wer¬ 
den bioch nicht verlangen, daß wir unser Nachtquartier aus 
einer Bank in Ihrem Kurparke aufschlagen sollen? Vorausge¬ 
setzt, daß in diesem Neste überhaupt so etwas wie ein Kurpark 
auszuspüren ist." 
Der Portier des Gasthofes „Zur Sonne" verlangt natürlich 
nicht,'daß bie Herrschaften bie Nacht im Freien verbringen sollen 
—- —. Nein, sicherlich nicht — die Annehmlichkeiten eines Kur¬ 
parkes kann übrigenß! Erlbach den Fremden tatsächlich nicht 
bieten — aber leider — der ungewöhnlich große Andrang in 
den letzten Wochen und dazu dieses seltene prachtvolle Wetter — ! 
Also für den alleräußersten Notsall, und da es natürlich 
nicht angeht, einen Besucher von Erlbach der rauhen Nacht¬ 
luft des Gebirges auszusetzen — also für ganz bescheidene An¬ 
sprüche könnte ganz ausnahmsweise noch eine Schlafgelegenheit 
geboten werden — — 
„Nun, dann schnell her damit!" ruft Weiglsamer, der des 
weiteren nutzlosen Herumfragens und Suchend müde ist unb im 
Stillen seine Erwartungen bereits bis zu einem Heulager 
ermäßigt hat. 
„Wir könnten, um den Herrschasten ganz besonders entgegen¬ 
zukommen, das eine Badezimmer im Erdgeschoß mit einem Schlaf- 
diwan ausstatten, unb bamit wäre eine Person untergebracht." 
„Wir sind aber, wie Sie sehen, zwei Leute. Lassen sich viel¬ 
leicht nicht wenigstens noch zwei Stühle ober eine Bank im Bade¬ 
zimmer unterbringen'?" 
„Ausgeschlossen! Der Raum ist so beengt, daß gerade ein 
Diwan noch Platz findet; für einen Stuhl reicht es schon nicht 
mehr. Und die Badewanne selber — —", der Portier erlaubt 
sich bei diesen Worten ein schwaches Lächeln. — „Ja, ja, hie 
Badewanne selber ist so kurz gebaut, baß sie nicht einmal einen 
Schlaf mit eingezogenen Beinen erlaubt." 
„Also gut. Modesta, Du wirst diese Nacht in einem Bade¬ 
zimmer verbringen und ich — nun ich werde wirklich, wenn 
es nicht anders geht, mit einer Bank im Freien vorlieb nehmen 
müssen." 
„Wenn der Herr sich damit abfinden will, daß eine außerge¬ 
wöhnliche Lage eben einie ungewöhnliche Genügsamkeit notwen¬ 
dig macht — ich wüßte nämlich etwas besseres als eine der 
Regengesahr oder den Nachtwinden ausgesetzte Gartenbank." 
„Nun und ?" 
„In unserem Haus nächtigt ein großes Gesellschaftsauto, 
das morgen in der Früh' zur Bahn fährt. In diesem Auto' 
sind ein paar sehr bequeme, weichgepolsterte Lederbänke, und 
die Länge dieser Bänke geht über das AusdehnungsMaß einer 
jeden Badewanne hinaus —"
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.