Volltext: Innviertler Kalender 1934 (1934)

Das Glücksringerl. 
Don Wilhelm P. Zipfer. 
Lebte da einst auf seinen ausgedehnten Besitzungen bet 
junge Majoratserbe Walter Seyfried. Ob seiner Leutseligkeit 
und seinem Verständnis für die Bedürfnisse des Volkes, sowie 
seinem gerechten Schalten und Walten achtete und liebte man 
ihn allseits. Jung und alt! Aus seinen Augen leuchtete helle 
Lebensfreude und Offenherzigkeit. Zudem war er ein schöner 
stattlicher Mann, begeistert und begeisternd. Nichts verschaffte 
ihm größere Pein, als Menschen in Kummer und Not zu sehen. 
Er half, wo er könnte, wenngleich auch seine Güte oftmals 
mißbraucht wurde. 
Einige Kilometer vom Besitze entfernt, hauste ein alter 
Rosenzüchter. Walter besuchte ihn gar oft, denn er hatte 
nicht nur Freude an dessen duftendem Garten, sondern auch 
an dem alten Manne selbst hatte er Gefallen gefunden. Wal¬ 
ter bewunderte in ihm die geradezu abgöttische Liebe, mit 
der er an seinen Rosen hing, sie hegte und pflegte. 
Für den unermüdlichen Gärtner waren sie aber auch weit 
mehr, als bloß schöne, "riechende Gewächse! Für ihn hatte 
jeder Stamm seine eigene Seele! Er nannte jede Krone mit 
Namen und seine Alma, Rosa, Flora, Betty und wie sie alle 
hießen, sie alle schienen ihn zu kennen. Schlaftrunken öffneten 
sie ihre zarten Knospenaugen, wenn frühmorgens der Meister 
an sie herantrat, ihr junges, samtenes Blütenkleid streichelnd 
liebkoste und sich um ihr Wohlergehen besorgte. 
Und als es ihm nach endloser Geduld, wie sie eben nur 
die Liebe aufzubringen vermag, gar gelungen war, eine tief- 
schwarze Gattung zu züchten, da drang sein Ruf bis weit über 
die Grenzen des Landes. Von überall kamen die Leute her, 
seine Wundererfolge zu bestaunen. 
Wie leuchtete es in den Augen des Alten, wenn ein Be¬ 
sucher ans der Verwunderung ins Entzücken geriet! 
Eigentlich war er eine Art Sonderling. Dabei aber ein 
recht herzensguter Mensch.
	        
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