Volltext: Innviertler Kalender 1934 (1934)

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schlimmer Gast sich im Plernpererhof einquartierte und sich 
nrcht mehr daraus vertreiben lassen wollte. 
Dieser Gast, der im Hof eingezogen war, hieß der Geiz. 
Und dieser Gast bekam beim Plemperer Stamm- und Ehren¬ 
bürgerrechte, der gar bald überall seine gewichtige Stimme 
abgab. 
Der Plemperer Schorsch wurde ein arger Knicker vor dem 
Herrn. Jeden Kreuzer, den er insbesondere für andere abgeben 
mußte, drehte Schorl neunmal herum und dann trennte er 
sich nur mit einem schweren Seufzer von ihm. Und am aller¬ 
wenigsten war der Plemperer für ein gutes Werk zu haben. 
Ein Almosen herzugeben, fand der Schorl für ein höchst über¬ 
flüssiges und wenig einträgliches Geschäft. Nach außen hin 
war der Plempererbauer überhaupt ein großer Jammereir 
und Kneisterer. 
Wenn die Sonne schien, dann rang er die Hände: „Ans 
is, aus is! Alls verbrennts. Schaut's na grad d' Wiesen an. 
Heuer krieg'n ma überhaupt kein Heu! Wir müssen verhun¬ 
gern, verhungern!" 
Regnete es dann zwei Tage, war der Plemperer miedet* 
da: „Um Himmels will'n! All's schwoäbts uns aus. 's Troad 
wachst am Feld ans und 's Grummet dafault auf den Wiesen. 
Jnsa Herrgott mnaß uns z' Grund richten- ■ I gehl über 
Haupts in koa Kirn mehr. Zahlt es 's beten a nix!" 
Damit wäre in der Kirche zwar kein großes Loch entstan¬ 
den, denn der Plemperer hatte auf der Emporkirche sein Platzerl 
hinter einer Säule und führte hier beim Gottesdienst ein 
stillverborgenes Dasein, das sich höchstens in einem kräftigen 
Schnarchen äußerte. 
So führte unser lieber Plemperer ein jammervolles Da¬ 
sein vom Frühjahr Ibis zum Herbst und vom Herbst bis zum. 
Frühjahr und wer ihn eine Viertelstunde reden hörte, der 
mußte auf den Gedanken kommen, er habe es mit e'injchn 
Armenpfründner zu tun, den in nächster Zeit der Hungertod 
ereilte. 
Nur in einem Punkte war der Schorsch freigebig, aller¬ 
dings nur gegen sich selbst, und das war hinterm 3)2oftfrug 
und im Wirtshaus hinterm Maßkrug. Da war er zum haben 
und da kam es ihm auf einen Schilling mehr oder weniglei' 
nicht an. 
Aber einmal hats den Schorsch doch sauber ausgeschmiert 
und das hat er lange nicht vergessen. 
Das war am großen .Viehmarkt zu Mittfasten in Treiber- 
stadt. Da hatte der Schorsch ein paar wnzeMcke große, kräf¬ 
tige Ochsen aufgetrieben. Das besorgte er immer selber. Beim 
Handel hätte er feinem Menschen und seinem Engel getraut. 
Beim Viehhandel war der Plemperer in seinem Element und 
da war er mit allen Salben gewichst und geschmiert. 
Runde tausend Schilling hatte er eingenommen und in 
seiner dickleibigen Ledernen gut verstaut und nun saß er beim.
	        
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