Volltext: Innviertler Kalender 1933 (1933)

<D alte VurschenherrlichkeLt . . . 
von Max Karl, 5t. Martin, Innkreis. 
Ueber dem Rieder Studienftädtlein lag silberhell die Nacht 
Im Stadtbrunnen, darinnen sich der Mond spiegelte, geisterte 
der Schatten des Stadtpatrons: Dietmar, des Anhängers. Un¬ 
entwegt stand er oben am Brunnenfodtel mit dem Bundschuh 
auf dem Speer und blickte träumend hinüber zu den Bürger- 
Hausern, seife plätscherte das Wasser im Brunnen und vom 
Pflaster herüber hallten die Schritte der vom Abendtrunke 
heimkehrenden Bürger. 
fluch einige Studenten duckten sich längs der Schatten 
der Häuser entlang. Sie verschmähten es, ins volle Mondlicht 
zu treten, von wegen den Professoren, die ihnen eventuell be¬ 
gegnen konnten. Denn davor hatten sie gewaltigen Respekt 
Besonders Zritz und Toni, die sich eben über den Hauptplatz 
schlichen. Fiber sie waren mutige Leute. Sie scheuten die Gefahr 
nicht, lind Zritz bemerkte: „Bei so einer schönen Mondnacht 
jetzt schon heimgehen, ist eigentlich doch noch ein wenig zu 
früh." y 
Toni nickte. „Recht haft! Ich bin dafür, wir machen noch 
eine Schwenkung über die Bierkeller." 
, , ist aber gerade die gefährlichste Gegend," sagte ^ritz, 
doch Toni erklärte kategorisch mit einem Schillet’fchen Verse - 
„Surchte nicht des Unglücks tückische Nähe! Mutig voran I £s 
fei gewagt!" 
u, - Unt fe verschwanden mit schnellen Schritten in einem 
kleinen Gaszl. Nun zogen sie an einem Bierkeller vorüber. Da 
war noch ficht, und auf der ßegelftatt donnerte die ßugei. 
Bn einem Tische im Garten faßen noch einige Gäste. Etwas 
weiter davon, im Schatten der Bäume, lag auf einer langen 
Bank eine schnarchende Gestalt. Die Studenten wurden auf¬ 
merksam darauf. „f)alloh, da hat einer des Guten zuviel ge- 
tan," meinte der Toni. „Schauen wir uns den Philister etwas 
naper an." 
"Pem sollten wir eigentlich etwas antun," sagte nachdenk¬ 
lich Fritz, „er hätte gerade so eine einladende Stellung dazu." 
Der Gedanke zündete. Und schon ruckte der Toni mit 
einem Vorschlag hervor. „Die Aktentasche nehmen wir!" er¬ 
klärte er und der Schelm spielte um seine Mundwinkel. 
„5ct)c gut Toni, eine Köstliche Idee! IDas aber tun damit?"
	        
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