Irxenschmcil).
Don Z. Zchrönghamer-i^eimäcil, Paffau=ßaidendorf.
Der Reitberger Michel war ganz mein Mann! £r hauste
draußen auf dem Reitberg, den feine vorfahren vor Urzeiten
gereutet hatten und ließ sich demgemäß Reitberger von Reitberg
schreiben, wie ein adelsmann. Sein Höflein war nicht arg groß,
aber was es mir so anziehend machte, war die nachbarlose
Linschicht, in der es lag, war das Bächlein, das daran vorbei¬
floß, war die stille Schau in die Welt, die man von seinen
Hängen hatte. f)ier mußte das Fluge die Ferne loben und der
gerne dankbar sein, hier gab es Keinen Streit um Grenzsteine,
die man verrücken Konnte, denn die IDildnis, die an die Feld-
marK stieß, war Niemandsland. Die Hühner Konnten auslausen,
ohne daß sie in fremden Gärten die firautpfiänzlein ausscharrten,
und die Jauche Konnte abfließen, wohin sie wollte; sie Konnte
Keines Nachbarn Tenne versauen.
Mso war der Reitberger gefeit wider GerichtsKoften und
Hntvaltsgebühren und der Reitberger wußte, was er an feinem
fjöflein hatte.
IDenn er an Sonntagen auf dem kirchweg durch unser
Dorf mußte, wartete ich schon auf ihn, um mich ihm anzu¬
schließen. Nichts war so lehrreich, aber auch so Kurzweilig und
unterhaltlich, wie der Kirchgang mit dem Reitberger Rlicbel.
IDenn er so über den Eilenberg hereinKam, den Sonntags¬
rock zur Schonung gefaltet am Htm und die Stiefel auf dem
geschulterten Stecken, blühte fein Hemd aus dreierlei Cinnen
wie lüellgras auf den Miesen. Ja, aus dreierlei Linnen waren
damals die Hemden — wir sagten noch „pfaide". Brustlatz
und kragen waren „harben", vom feinsten Flachs, das IRittel-
stück war schon von zweiter Güte, von gewöhnlichem feinen,
und was unsichtbar unter der Hofe ftaK, der sogenannte Stoß,
schauerte die senden als ruppigster Rupfen, in dem vor Zeiten
die sündhaften Großen der Welt ihre Bußfahrten machten.
Aber was den Großen der früheren Zeit eine Ceibesfolter war,
galt uns IDäldlern daheim als ein gewohntes Ding; denn
unsere IDerKtagshemden waren durchaus rupfen, von oben
bis unten. Sie scheuerten nicht bloß die Lenden, sondern auch
*) Schulterkraft.