Volltext: Innviertler Kalender 1932 (1932)

Kraut. 
Don 5- Sd)röngf)amet=f)eimdal/ Passou-Haiäenhof. 
Der Sommer hat sich längst besonnen und feinen Feld¬ 
herrnstab dem milden, kühlen Herbst abgetreten. Dieweil durch 
die Täler die Nebelschwaden ziehen und sich geruhsam an die 
Hänge legen, brummt aus den vermummten Dörfern die Dresch¬ 
maschine und übertönt den Takt der altmodischen Drifcheln 
bei den Häufelleuten, die sich noch keinen Motor leisten können. 
Droben am Bergadler steht die Hillerin in der Feierabend- 
stille und greift in die krautköpfe, ob sie schon taugen. Hebel- 
umwittert wie eine Fee der Vorzeit oder eine gespenstische Trud 
ragt sie gegen den Himmelsrand. Aber die Meinung, die sie 
mit Rennermiene Kundtut, rückt sie aus dem herbstlichen Mum¬ 
menschanz wieder in Gegenwart und Wirklichkeit: „Ja, groß 
und fest und hart find sie, diese krautköpse, wie die Kopse 
von Mannsbildern. Morgen bringen wirs heim. Gott sei Dank, 
daß es wieder so gut ausgefallen ist, denn was wär' ein 
Bauerntifch ohne Kraut?" 
Hm nächsten Tag schon rücken die fjillerifchen aus wie 
die sieben Schwaben, voran der Hiller selber mit einem Mords- 
trumm Säbel aus dem 70er-$eldzug, und schon purzeln die 
firauchäupter haufenweife in die Hitfurchen, daß die Rinder 
und Ehholden grad zu tun haben mit dem Aufheben und 
verladen. Wenns ans Kraut geht, hat der Hiller allemal 
einen heiligen Eifer und er säbelt drein wie im Türkenkrieg. 
Da kann er sich seinen Jähzorn auslasten, ohne daß sich die 
(Obrigkeit darum kriminalistisch um ihn kümmert. 
vierzehn Tag lang liegt nachher ein hoher Krautberg im 
Kaibigarten hinterm Backofen, bei dessen klnblick jedem hille- 
rischen Hausmann das Herz im seibe lacht. Denn die Hillerischen 
sind trotz des Herbstes nicht so vernebelt, daß sie die Genüsse 
nicht ahnten, die aus diesem wonneberg wittern. Der Hiller 
selbst gibt seiner Vorfreude beredten Susdrudt: „Derfelbige, der 
wo das Kraut erfunden hat, der muß ein ganz, ein ganz ein 
flusgeftochener gewesen fein. warum, frag’ ich, hat man 
demfelbigen ein Denkmal nicht gesetzt? tumperei übereinander! 
Der hätt’ eins verdient, ein Denkmal und im Wappenschild 
einen entsgroßen krautkops."
	        
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