Volltext: Amtliches Linzer Adreßbuch 1933 (1933)

Die Landeshauptstadt 
Lim a. D. 
Allgemeines. Linz, die Landeshauptstadt non Oberöster¬ 
reich, zählt nach dem Stande vom 30. Juni 1932 118.651 
Einwohner. Der Flächenraum beträgt einschließlich Ur¬ 
fahrs, der Vororte 'Lustenau und Waldegg und der Ort¬ 
schaften Pöstlingberg, Hagen, Bachl und Gründberg 52.29 
Quadratkilometer und ist mit zirka 30.000 Haushalten, die 
N 5627 Häusern Wohnung finden, besiedelt. Linz liegt in 
üner Seehöhe von 264 Meter unter 48oi7’32"8”’ nörd¬ 
licher Breite und 31°57’36” östlicher Länge von Ferro in 
der anmutigen -Gegend des Linker Beckens zu beiden Usern 
der Donau) dort, wo sie aus einer -Enge hervortritt. Zwei 
stattliche Brücken führen zum linken Donauufer, zur ehe¬ 
maligen, seit 1919 eingemeindeten Stadt Urfahr. 
Das Klima der Linzer Gegend ist milde und gesund; 
die mittlere Jahrestemperatur beträgt 90 Celsius, Maxi¬ 
mum im Sommer höchstens 300 Celsius, im Winter selten 
unter — 11° Celsius. Die -Stadt Linz ist in allen Teilen 
kanalisiert und hat gesundes Trinkwasser. 
Geschichtliches. Der Ursprung der Stadt kann auf Grund 
der Funde weit, jedenfalls bis in die jüngere Steinzeit 
zurückverlegt werden. Der Name ist keltischer Herkunft. Linz 
wurde von den Römern als kleiner befestigter Lagerplatz 
in der Kette der Donaufestungen, die die Römer zur Zeit 
des Kaisers Marc Aurel zum Schutz gegen die vordringen¬ 
den Germanen angelegt hatten, ausgebaut. Der Mittelpunkt 
dieses Lagers befand sich wahrscheinlich auf jener Höhe, 
wo das Schloß und die Martinskirche stehen. Der Name 
Lentia wird zwar 'erst zu Anfang des 5. Jahrhunderts 
ausdrücklich als Standort der 2. italienischen Legion ge¬ 
nannt, aber das Kastell Lentia ist sicher viel älter. Als gegen 
Ende desselben Jahrhunderts die nördliche Reichsgrenze 
Roms den Einfällen der Germanen nicht länger zu wider¬ 
stehen vermochte und die Stürme der Völkerwanderung jede 
geschichtliche Ueberlieferung unmöglich machten, geht auch der 
Name Linz für Jahrhunderte verloren. Erst 788 unter dem 
Bayernherzog Tassilo II. wird Linz wieder urkundlich ge¬ 
nannt. Am Anfang des 10. Jahrhunderts war es bereit eine 
eigene Zollstätte und nicht unwichtiger Handelsplatz, der mit 
Enns, Steyr und Wels zu den Hauptorten des Landes zählte. 
1241 wird Linz als Stadt bezeichnet, seit 1256 Versammlungs¬ 
ort der oberösterreichischen Stände, am 10. März 1490 wurde 
Linz von Kaiser Friedrich III., der auf dem Schlosse lange 
und mit Vorliebe verweilte, das Recht der freien Wahl eines 
Bürgermeisters verliehen. 1501 b-auten die Bürger von 
Linz 'eine Brücke über die Donau, wodurch' der Handel mit 
der nördlichen Donaugegend eine erhebliche Förderung er¬ 
hielt. Hand in Hand ging 'damit ein baulicher Aufschwung 
der -Stadt, der aber infolge der Religionswirren bald einen 
empfindlichen Rückschlag erlitt. Die sogenannte Gegen¬ 
reformation erstickte die frische Blüte des Aufschwunges 
und versengte sie so gründlich, daß «durch mehr als 200 
Jahre ein vollkommener Stillstand der Stadtentwicklung 
eintrat. Während des zweiten Bauernkrieges (1626), als 
Oberösterreich unter der Verwaltung des bayrischen Statt¬ 
halters Herberstorf stand, wurde Linz von den Scharen 
des Bauernführers Stephan Fattinger vergeblich bestürmt 
und Fattinger bei der Rekognoszierung des Landhauses 
tödlich verwundet. Rach Unterdrückung der Bauern wurden 
am Hauptplatz 18 ihrer Führer hingerichtet, ihre Leich¬ 
name zerstückelt und an -die Türme und Tore gesteckt. Linz, 
dessen Name infolge der Belagerung mit einem Male selbst 
in weiten Landen genannt worden war, trat dann 
wieder in den Hintergrund geschichtlicher Beachtung, um¬ 
somehr, als es auch vom Dreißigjährigen Krieg nicht be¬ 
rührt wurde. Erst im österreichischen Erbfolgekrieg (1742) 
besetzten Franzosen und Bayern die Stadt während eines 
ganzen Jahres, und 'auch unter den napoleonifchen Kriegen 
mußte sie ähnliche Einfälle erleiden. Der darauffolgende 
Staatsbankerott Vollendete das Unheil, das feit Beginn des 
Jahrhunderts die Stadt fo schwer getroffen hatte und 
brachte erneut ihre Fortentwicklung zum Stillstand. Das 
1800 niedergebrannte Schloß wurde nur mehr teilweise 
hergestellt, zuerst als -Strafanstalt und «später als Kaserne 
eingerichtet. 180,3 wurde der Bau des neuen „ständischen 
Theaters" vollendet, 1831 ein Teil «der «Stadt kanalisiert. 
1825 gepflastert. 1832 ging von Linz nach Budweis die erste 
und älteste Eisenbahn Europas, 1837 wurde die Donau- 
dampfschiffahrt eröffnet, 1872 die eiserne, «von einer fran¬ 
zösischen Firma um 950.000 «Gulden erbaute Donaubrücke 
dem Verkehr übergeben. In neuerer Feit entstanden zahl¬ 
reiche schöne, öffentliche und private Bauten, Industrie 
und «Handel nahmen den größten Aufschwung, wozu die 
vielseitigen Bahnverbindungen wesentlich beitrugen. Seit 
1880 besitzt die Stadt eine Straßenbahn, anfangs mit Pfer¬ 
den, von 1897 an elektrisch betrieben. 
Linz ist die Geburtsstadt vieler «hervorragender Per¬ 
sönlichkeiten, darunter die Schauspielerin Therese Schimann 
(1748), der Botaniker Dr. Johann Duftschmid (1804), der 
Volksdichter Norbert Purfchka (1813), der Altertumsforscher 
Friedrich Kenner (1834), der Historienmaler Josef Munsch 
(1838), der Dichter Hermann Bahr (1863) und andere. In 
ihren Mauern weilten 1492—1493 der gelehrte Humanist 
Joh. Reuchlin, 1501 der berühmte Wiener Dichter Konrad 
Celtis, 1612—1627 der Astronom Kepler, den die Land- 
stände von Oberösterreich in ihre Dienste genommen hatten, 
1812, 1814 und 1816 Beethoven, 1848—1868 Adalbert 
Stifter, 1864 der Dichter Hermann Gilm, 1855—1868 der 
Komponist Anton Bruckner. 
Die Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten. Vom Bahnhof 
gelangt man durch eine Allee zum Städtischen Volksgarten, 
der 1858 von der «Stadtgemeinde erworben wurde und die 
Denkmäler „Freude am Schönen" von Hanak, ferner des 
Turnvaters Jahn und des oberösterreichischen Mundartdich¬ 
ters Franz Stelzhamer von Metzner enthält. An seiner Ost- 
Jeite nimmt die Landstraße, die Hauptverkehrsader von Linz, 
ihren Anfang und mündet über die Schmidtorstraße in den 
großen, vormittags durch den Obst-, Gemüse- und Blumen¬ 
markt reich belebten Platz des 12.November oder Hauptplatz, 
wie er im Volke zumeist genannt wird. In dessen Mitte steht 
die 26 Meter hohe Dreifaltigkeitssäule, die 1723 zur Erinne¬ 
rung an die Pest und die Kriegsgefahren errichtet wurde. An 
der Ostfront des Platzes befindet sich das Rathaus aus dem 
Jahre 1414, erst 1824 vollkommen ausgebaut, mit Amtskanz¬ 
leien und dem großen Sitzungssaal des Gemeinderates. 
Nördlich grenzt der Platz an die Donau, wo eine große 
Donaubrücke nach Urfahr hinüberführte. Eine zweite, 1900 
eröffnete Reichsbrücke dient dem Eisenbahn- und Wagenver¬ 
kehr und befindet sich etwas unterhalb. Zwischen beiden 
Brücken liegt der Kai mit dem Landungsplatz der Dampfer, 
den Parkanlagen der Donaulände, an deren Ende das mo-
	        
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