Volltext: Der Inn-Salzachgau 43. Heft 1937 (43. Heft / 1937)

  
  
  
  
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Lebensgemeinſchaft, etwa ein großes Moorgebiet wie das Ibmer- 
moos, auszudehnen habe. Anſchließend sprach Dr. Kriechbaum 
von seinen Erfahrungen auf dem Gebiet der Volkserziehung auf 
heimatkundlicher Grundlage. In Braunau hatte ihm auf dieſem 
Gebiet ſchon der Kunstmaler Hugo v. Preen vorgearbeitet. In 
dem kurz vor Kriegsende erſtandenen ehemaligen Glockengießer- 
haus, das zum Braunauer Heimathaus wurde, ireffe man Jich jede 
Woche einmal zu Vorträgen, zu Gedankenaustauſch vder einer 
sonstigen deklamatoriſchen oder gesanglichen Veranstaltung. Da- 
neben schreibe man heimatkundliche Aufsätze, die in Braunau 
in der Tageszeitung veröffentlicht werden und dann geſammelt 
und in Heftform hinaus aufs Land gingen. Besonders wertvoll 
aber waren die Ausführungen über die Heimatarbeit auf dem 
platten Land, wo man genau unterſcheiden müſse, ob man in 
einem Herrsſchaftsdorf etwa vor Gutsarbeitern oder in einem 
richtigen Bauerndorf spreche. Vor Gutsarbeitern dürfe man nicht 
gleich über Geschichte reden, damit könne man diese nicht mehr 
feſſeln, hier müsse man schon von einer geologiſchen oder geogra- 
phiſchen Frage ausgehen, was vor einem rein bäuerlichen Zu- 
hörerkreis nicht nötig wäre; hier solle man von einem konkreten - 
Gegenstand, einer kulturellen Gegebenheit, etwa dem Kirchen- 
patron oder einer Peſtkapelle ausgehen. Erforderlich sei auf 
jeden Fall genaue Kenntnis der Geſchichte der’ betreffenden 
Eegend, man müsse mehr wissen als die Zuhörer, um ſie richtig 
feſſeln zu können. An jeden Vortrag sei eine Aussprache anzu- 
ſchließen, um das Intereſsſe der Leute zu wecken; man ſolle 
sie selbſt erzählen lassen, wie überhaupt die Mitwirkung der 
Dorfbewohner, vielleicht durch Singenlassen von Heimatliedern 
oder gar durch Aufführung eines alten Volksſtücks von beson- 
derer Wichtigkeit sei, denn eine aktive Beteiligung der Dorf- 
bewohner garantiere am eheſten für einen vollen Saal 
GBei der anſchließenden Aussprache wies der Direktor des 
bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege Prof. Dr. Lill mit 
Recht auf den Unterſchied zwiſchen Bayern und Ötterreich hin: 
bei uns herüben gebe es ein Lokalmuſeum (2 Fremdwörter!), 
drüben aber ein Heimathaus, das kein totes Gebilde wäre, son- 
denn lebentig ſei, eben weil hier heimatfreudige Menſchen in 
regelmäßigen Abständen auch zus am me n k o m m e n und das 
Feuer ihrer Heimatbegeiſterung und Heimatliebe mit hinenn. 
bringen, während man unser Lokalmuſeum nur von Zeit zu Zeit 
ghqaufsucht, oft nur, weil es eben zum „guten“ Ton gehöre. 
Dr.. E. K. 
  
  
  
  
  
  
  
 
	        
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