Volltext: Der Inn-Salzachgau 43. Heft 1937 (43. Heft / 1937)

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des Andrangs, wollte aber doch der Abläſse der Oktave teil- 
hast werden. Am liebſten ging man Sonntag oder Montag in 
Landshut ab. Dies geschah wiederum deshalb, weil Ende der 
Woche in früheren Zeiten zwei Abſtinenztage, nämlich der 
Freitag und Samstag unmittelbar aufeinander folgten. Denn 
auch diesen wollte man ausweichen, weil für einen großen An- 
drang die in Betracht kommenden Städtchen und Märkte mit 
sleiſchloſer Koſt troß Ankündigung nicht genügend gerüſtet sein 
konnten. Mit der Zeit Mariä Geburt machte man nur dreimal 
eine Ausnahme. In den Jahren 1711 und 174115 kam man vermut- 
lich wegen Verluſt der Tradition oder wegen verspäteter Vor- 
dhereitungen in den Anfang Oktober hinein. Im Zwiſchenjahr 
1735 wählte man stracks den Wallfahrtsmonat Mai. 
Nun müssen wir uns die Fragen vorlegen, welch en Weg 
nahm der Wallfahrtszug und wie fand dies Wallen ſtatt. Der 
Zug ging von St. Martin aus die alte Bergſtraße hinan, dann 
über Geiſenhauſen und Vilsbiburg nach Neumarkt a. d. Rott. 
Vei Erharting überschritt er die Isen, vor Neuötting den Inn. 
Der Rückweg war der gleiche. Nur muß ſich nach viertägiger 
Abwesenheit begreifliches Sehnen nach dem häuslichen Herd 
bei den Landshutern und Landshuterinnen geltend gemacht haben. 
Da die Aufstellung zum Einzug in die Stadt am Abend des 
vierten Tages immer in Loretto geſchah und dann (1735 unter 
Anſstimmung des Kyrie eleison) durch die Jodokskirche hindurch 
und die Grasgaſſe nach St. Martin geſchah, muß man von 
der alten Hauptſtraße vor Berg abgegangen und durch den 
Hagrain oder die Schlucht hereingekbommen sein. Der ganze 
Weg, der durchwegs auf der alten Verbindungsstraße zwischen 
den Hauptſtädten Landshut und Burghauſen der alten Reichen 
Herzöge verlief, macht, Hinz und Rückweg gerechnet, rund 
120 km, was für vier Tage eine ſchöne Leiſtung der meist zu 
Fuß wandernden Landshuter dartſtellt. 
Durch drei nachträgliche Berichte oder Schilderungen und 
eine Programmfeſtſetzung aus dem 18. Jahrh. und durch ge- 
legentliche Bemerkungen und Kritiken in den der Ausführung 
vorangehenden Konferenzen, die immer zwiſchen Vertretern des 
Chorsſtiftes St. Martin und Casſtulus, der Regierung und der 
Bürgerschaft statthatten, sind wir über Einzelheiten der Wall- 
fahrt gut unterrichtet. Es hat ſich nämlich allmählich ein Her- 
k o mm en herausgebildet, von dem man nicht leicht abwich 
sondern das man lieber bereicherte und ausgestaltete. 
_ Am Vorabende des Auszugs war in St. Martin immer 
 
	        
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