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Stadt der Befehl, mit der angefangenen „Absteuerung der
Bürgerschaft inzwischen Stillſtand zu halten.
Die Notizen über die Stärke dieſer Wallfahrtszüge ſind am
mangelhaftesten. Wie erwähnt, werden 1.193 ſchon 1500 Teil-
nehmer genannt; i. J. 1723 aber werden ſie auf 1200-1300
geſchätzt, „über welche sich die Altöttinger ſelbſten nit wenig
verwundert haben. j; .
Im 17. Jahrh. ist eine Eigenart dieser Wallfahrtszüge, daß
von den Kanzeln der Stadt lange Zeit vorher nicht bloß auf
die Wallfahrt an ſich aufmerkſam gemacht wurde, um das vor-
zeitige Einzelwallen zu verhindern, sondern auch vor dem
Auszug die Gebetsintention bekannt gegeben wurde. Da dies
einerseits ein Spiegel der Zeitlage,. andererseits kennzeichnend
für die Sorgſamkeit der Vorbereitungen iſt, will ich etliche dieſer
Intentionen vermerken. Die beiden erſtenmal wird um Abwen-
. dung der Sucht (1601) und der Kriegsgefahr (1607) gebetet.
I. J. 1613 heißt ſie Abwendung der Peſt, Erhaltung der kath.
Religion und Friede unter den Herrſchern, nach sechs Jahren
Erhaltung der kath. Religion und Abwendung der Gefahr von
der Stadt; bei den nächſten zwei Wallfahrten Dank für die Siege
der Katholiken, Aufnehmung der kath. Religion .und zukünftiger
Wohlstand der Stadt. Die drei letzten Züge im. langen 30 jäh-
rigen Kriege bringen das Sehnen nach dem Frieden zum deut-
lichen Ausdruck. Nach dem Kriege aber iſt die Bitte: Erhaltung
der Stadt und des von Gott gnädigſt verliehenen Friedens.
Zur Zeit der höchſten Türkengefahr (1683) iſt die GebetsahſJicht
dieſe allgemeine Sorge, während man in der Zwiſchenzeit einmal
(1666) die Königin aller Heiligen besonders anrief.
Wenn wir uns sodann die Frage vorlegen, zu welcher
Jahreszeit fand dieſe Wallfahrt ſtatt, so iſt dieselbe kurz
dahin zu beantworten, daß sie, wie ſchon erwähnt wurde, von
Anfang an immer kurz nach Mariä Geburt, alſo zwi-
schen dem neunten und Mitte September bewerkſtelligt wurde.
Ten Frauentag ſelbſt wählte man vermutlich deswegen nicht,
weil Altötting nicht zu den übrigen zahlreichen Beſuchern an
diesen Feſttagen auch noch von der Riesenprozesſsion der Lands-
huter überſchwemmt werden sollte. Eine Notiz von 1657 ver-
rät uns auch, warum man gerade gleich nach dieſem uralten
Frauentage kam. Der auf Mariä Geburt folgende Sonntag
war nämlich das uralte Kirchweihfeſt der hl. Kapelle, das ſicher
mit seiner Oktav mit. vielen Ablässen begabt war. Man vermied
aber auch dieſen Sonntag ſelbſt, vermutlich auch aus Gründen
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