Volltext: Der Inn-Salzachgau 43. Heft 1937 (43. Heft / 1937)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
daß viel vor 1490 von einer Blüte oder Anſsehnlichkeit der 
Altöttinger Wallfahrt keine Rede sein kann ?. 
Aus den erſten drei Jahrzehnten des 16. Jahrh. habe ich 
ein paar kurze Nachrichten, daß die Landshuter es nicht mit 
1193 bewenden ließen, daß. auch der Herzog Ludwig X., der 
1516 Landshut zur Residenz erwählte, ein großes Wachsbild 
von einem Künſtler formen und nach Ötting ſchenken ließ, wie 
auch ein Wilhelm von Welaſy und eine Bürgerin von Wien 
ſich mit Wachs wiegen ließen, das sie dann in bar bezahlten. 
. Irſing-Scheiterberg berichtet (l, 1.141), daß, 1528 zu Schwaz 
in Tirol an die 100 Perſonen zu Schiff gingen, un auf deem 
Inn nach Altötting „wallfahrten zu raiſen“. Bei einem Sturm 
am Pfingſtſamstag fuhr ihr Schiff zu Kraiburg mit großer 
Gewalt an die Brücke, wodurch es leck wurde. Durch Anrufung 
Mariens aber ſeien alle gerettet worden und glücklich nach 
Altötting gekommendk.. .. 
Die Unterbrechung des Wallfahrtseifers vurch das Eindrin- 
gen der Reformation in den größeren Städten Altbayerns, 
die gegen Wallen und Ablaß wetterte, brachte ſchon nach weni- 
gen Jahrzehnten die erſte Unterbrechung ö für das Einzelwallen 
und mehr noch für geſchloſſene Wallfahrtszüge nach Altöt- 
ting. Erſt als ſich die bayeriſchen Herzöge kräftig für die Gegen- 
_ reformation entſchieden hatten, betrachteten sie frommes Wallen 
als entschiedenen Bundesgenossen des alten Glaubens. Es iſt 
wohl kein Zufall, daß in die Jahre 1570 ff. die Ornatſtiftung 
des Perzogs Albrecht V., die Ernennung seines Rates Dr. Mar- 
tin Eiſengrein zum Propſt des Stiftes Altötting und des Her- 
zogs öfteres perſönliches Wallfahren an den Gnadenort fällt, 
daß sein Sohn der fromme Wilhelm mit Familie und Geſchwi- 
ſtern und der hohen Verwandtſchaft aus dem Kaiſerhauſe öfters 
nach Altötting wallfahrten. Speziell Wilhelm V. konnte seinen 
Eifer auch für das näher gelegene Tuntenhauſen kaum zügeln, 
während die Wittelsbacher vor 1530 den Heiligen Berg Andechh 
mit Vorliebe beſucht haben. : 
  
_ 3. Vgl. meinen Aufsatz „Die Anfänge der Wallfahrten nach Altötting“ 
S. 27 ff. des Heimat-Sonderheftes der „Ostbairiſchen Grenzmarken“ im 
Sommer 1923, dann die Büchlein von Frz. X. Leeb und Frz. Buchner. 
4. Vgl. meinen Aufsatz „Verunglückte Wallfahrerſchiffe“ in: „Inn- 
Isengau“ 3. Jahrg. (1925). tf 
; 5. Irſing-Sch eiter berg macht in ſeiner 1698 ff. gedruckten 
Historia von der weitberühmten unser lieben Frauen Capell zu Alten-Detinn. 
die Cäſur zwiſchen 1536 u. 1570, .
	        
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