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Aussicht genommenen Platz dürsten von entscheidendem Einfluß aus
die Haltung der Berufenen gewesen sein" 11 . Erfahren wir doch
nicht einmal aus zeitgenössischer Quelle, aus welchem Kloster
die ersten Mönche kamen! Allein wegen des Umstandes, daß Rai
tenhaslach sich stets als Tochterkloster von Salm answei-
l e r * * 15 fühlte und daß von dem ersten Abt von Raitenhaslach
bekannt ist, daß er einst Mönch in diesem Bodenseekloster war,
darf man annehmen, daß die erste Besiedlung der Stiftung des
Grafen Wolser durch Mönche aus dem dortigen Kloster erfolgte.
Wir wissen des weiteren aber auch nicht, ob Konrad I. der Erster-
cienser-Vorschrift soweit entsprach, daß er bei der Gründung
von Raitenhaslach als zuständiger Ordinarius nicht nur die
Befreiung des Klosters von.jeglicher weltlicher Vogtei aussprach,
wie er dies bei der gleichzeitigen Stiftung des Cistercienserklosters
Viktring ausdrücklich tat 16 , und ob er den bei der Gründung
von Cistercienserniederlassungen vorgeschriebenen Eid leistete,
nicht irgendwie gegen ein Statut dieses Ordens zu handeln. Das
Konrad-Privileg läßt uns in dieser Hinsicht ganz im Stich und
auch die späteren Quellen schweigen sich darüber vollständig
aus; nicht anders steht es bei der Frage, ob Abt Gero als Cister-
cienserabt dem Erzbischof das herkömmliche Oboedienzverspre-
chen leistete, als dieser die Benediktion vornahm 17 .
Eng war das Verhältnis zwischen Salzburg und Raitenhas
lach auch noch die kommenden Jahrzehnte hindurch. Bis in die
Mitte des 13. Jahrhunderts hinein wies man in Salzburger Ur
kunden, die für Raitenhaslach bestimmt waren, gerne daraus
hin, daß dieses ein Eigenkloster des Erzstists fei 18 . Das Amt
eines Hofmeisters von Salzburg, der den erzbischöflichen Ur-
barialbesitz im Vizedominat Salzburg zu verwalten hatte, wurde
bis 1376 häufig, wenn auch nicht gerade herkömmlicherweise 19 ,
mit einem Mönch von Raitenhaslach besetzt. Die dortigen Klo-
") O. Meher, Die Klostergründung in Bayern und ihre Quellen
vornehmlich im Hochmittelalter, ZRG°, 51 <1931), 198.
15 ) Salem im badischen Amtsbezirk Aberlingen; vgl. dazu die
Raitenh. Literalien im Bad. Gen. Land. Arck>. in Karlsruhe n.
2597 (124,3).
16 ) A. Brackmann a. a. O. 1,67; SUB. II, 311 «.211.
17 ) Gg. Schreiber, Kurie u. Kloster im 12. Jahrhundert, I (1910).
86; ders. ZRG->, IV (1914). 89.
") SUB. II, 681 n. 503; 684 n. 506; 707 n.521; SUB. III, 551
n. 999; 591 n. 1043; 608 n. 1059.
") Was H. Widmann a. a. O. II, 135 behauptet.