Volltext: Der Inn-Isengau 34. Heft 1933 (34. Heft / 1933)

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niedergelegt ist. Nach dieser geistvollen Untersuchung stellt das 
zwischen 742 und 744 entstandene älteste Nechtsdenkmal Bayerns 
ein auf spanisch-westgotischen Nechtsquellen und Nechtöanschauungen 
fußendes, auö fränkischer Staatsklugheit bestelltes Werk eines west- 
gotischen pirminsjllngers auö dem Neichenauer Tochterkloster Nie- 
öeraltaich, wahrscheinlich des ersten Abtes Ewerswind dar — die 
erste große Lösung des bayerischen Problems in der deutschen Ge 
schichte. Von dieser Frllhzeit bayerischer Geschichte an hat Begerle 
dann in einer mehrjährigen Vorlesungsreihe an unserer Llniversität 
die weitere Nechtsentwicklung Bayerns bis in die Neuzeit hinein dar 
gestellt. Daß er die Herausgabe dieses umfangreichen Werkes nicht 
mehr besorgen konnte, ist ein unersetzlicher Verlust — fehlen doch 
bisher sowohl die wichtigsten Einzeluntersuchungen als auch eine 
Gesamtdarstellung, die erst Begerle in hingebungsvoller Arbeit aus 
den Quellen herausarbeiten mußte. Auch die Herausgabe der 
bayerischen Nechtsquellen, deren Veröffentlichung ihm von der 
Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen 
Akademie der Wissenschaften Übertragen war, konnte er nicht mehr 
vollenden. Wenn Begerle als Nechtsberater des letzten Königs 
von Bagern die beiden Werke: „Das Haus Wittelsbach und 
der Freistaat Bagern" (1921) und „Die Nechtsansprllche 
des Hauses Wittelsbach" (1922) schuf, so waren dies nicht 
nur Nechtögutachten fllr die Auseinandersetzung zwischen Dgnastie 
und Staat, sondern stellen darüber hinaus auch einen wichtigen Beitrag 
zur bayerischen Nechtsgeschichte dar. Begerles Namen wird end 
lich dauernd verbunden bleiben mit dem von ihm 1927 gegrlluöeteu 
Seminar fllr Nechtsgeschichte an der Universität München, das sich 
aus kleinstem Anfang heraus unter seiner Obhut zu einer ange 
sehenen Stätte der Lehre und Forschung entwickelt hat. Begerle 
hat hier die wertvollen Bibliotheken der verstorbenen Historiker Sig 
mund von Niezler, Georg von Below und Karl von Amira vereint 
und so einen fruchtbaren Boden für ein rechtshistorisches For 
schungsinstitut gelegt. Dabei wurde die rein rechtshistorische Lehr- 
und Forschungstätigkeit immer ergänzt durch enges Zusammenwir 
ken mit praktischer Heimatpflege und Kulturgeschichte. Unsere Stu 
dien- und Heimatfahrten vertieften in völlig neuartiger Weise nicht 
nur die wissenschaftliche Beschäftigung mit juristischen und histori 
schen Problemen an denkwürdigen Stätten und Einrichtungen in 
echt vaterländischem Geiste, sondern brachten uns auch stets — ab 
hold aller akademischen Volksfremdheit und Abgeschlossenheit — 
in unmittelbare FUhlung mit Volk und Land. Es sei nur noch 
einmal erinnert an die Tagungen in Negenöburg (1927), paffau, 
Leitzachtal, Freising (1928), Augsburg, Slldtirol, Salzburg (1929), 
Nürnberg, Weihenstephan (1930), Ebersberg, Andechs, Diessen, 
Inn-Isengau (Alt- und Neuötting, Naitenhaslach, Burghausen, 
Wasserburg, Nott), Aschheim, Schäftlarn (1931), Ingolstadt, Kufstein 
(Zusammenkunft mit dem Innsbrucker rechtshistorischen Seminar), 
Nosenheim und Negenöburg (1932). Bei der Bedeutung des ört 
lichen Quellenmaterialö für die rechtshistorische Forschung auf der 
einen Seite und der rechtsgeschichtlichen Probleme fllr die Heimat 
forschung auf der anderen Seite ergab sich hieraus immer eine
	        
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