Volltext: Der Inn-Isengau 25. Heft 1928 (25. Heft / 1928)

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Auch kleine Knaben werden in weißen Kleidern verlobt. 
Die kirchliche Behörde, welche allein zuständig ist 
über den Charakter dieser Gebetserhörungen zu ent 
scheiden, war mit ihrem Urteile zurückhaltend. Pfarrer 
M. Josef Sailer, der sich um den Aufschwung der Wall 
fahrt sehr verdient gemacht, erhielt nur Erlaubnis, von 
der Kanzel „die wunderwirkende Allmacht Gottes zu 
gleich diese Marianische Bildnus zu preisen" und mußte 
die Gebetserhörungen zur Approbation nach Freising an 
das Ordinariat schicken. Hierauf wurde Michael Groß 
kopf, Dekan und Pfarrer zu Moosen, als Untersuchungs 
Kommissär aufgestellt. Er hörte 130 gerichtlich verschaffte 
Zeugen eidlich ab und 10 von den ältesten Bürgers 
leuten in Dorfen, im Alter von 70 bis 90 Jahren. Die 
letzteren sagten sämtlich aus, sie hätten von ihren Eltern 
und Voreltern gehört, daß Dorfen eine berühmte Wall 
fahrt gewesen. 1708 wurde das marianische Bild zu 
Dorfen von der geistlichen Obrigkeit als gnadenreich und 
wundertätig erklärt.^ Die einzelnen Wallfahrtsbüchlein 
haben wohl die vorgeschriebene oberhirtliche Druckerlaub 
nis, aber der Ausdruck Wunder oder Mirakel, wie das 
Volk sagte, sollte vermieden und dafür Guttaten gebraucht 
werden. Die angeordnete Beiziehung von Zeugen bei 
Aufzeichnung von Gebetserhörungen sollte Mystifikationen 
vorbeugen. Oft kehrt die Bestätigung wieder, daß Doktor, 
Bader und alle angewendeten natürlichen Mittel keine 
Hilfe brachten, sondern nur die Fürbitte U. L. Frau. 
Viele konnten sich aber die natürlichen Mittel aus Armut 
nicht verschaffen. An klinische Behandlung der Kranken 
war nicht zu denken. Die Geisteskranken schlug man 
in Ketten, wie aus den Gelöbnissen hervorgeht. Aus 
ihnen ersieht man auch, wie arbeitsam das altbayerische 
Bauernvolk war. Sie klagten am meisten darüber, daß 
sie infolge von Krankheiten und Unglücksfällen nicht 
mehr arbeiten konnten. Aus ihnen spricht ein Glaube, 
der Berge versetzen kann, daneben aber auch der mensch 
liche Leichtsinn. Viele gelobten nämlich, hielten aber 
ihr Gelübde nicht, wenn es besser ging und gelobten 
neuerdings, wenn das Uebel sich wieder einstellte. 
i) Alphabelum marianischer Guttaten k. auf dem Auprechtö- 
berge nächst Dorfen S. 8—13 (Freising 1729, Ämmel).
	        
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