Volltext: Der Inn-Isengau 23. Heft 1928 (23. Heft / 1928)

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Hauptteile des oberbayerischen Bauernhauses fast ver 
schwunden. Auf den Plätzen der Marktflecken sind sie 
aber noch da und dort zu finden. In den Städten sehen 
wir Rudimente dieser bäuerlichen Holzbauweise auf der 
Hofseite der Markthäuser, noch häufiger aber in den 
Vorstadtgebieten. Während ich auch an der Stadtperi 
pherie nie einen ausgeprägten Fachwerkbau zu sehen 
bekam, habe ich manche Holzwände im Blockverbande 
und steinbeschwerte Legschindeldächer verzeichnet. 
Stadtrechte aus dem 14. Jahrhunderte sowie Nach 
richten über Brände geben uns kund, daß bis in die 
beginnende Neuzeit der Holzbau beim Bürgerhause eine 
wichtige Rolle spielte. Der gotische Bruch-, Back- und 
Tuffsteinbau fand anfangs nur bei Kirchen und domi 
nanten Gebäuden (Rathäusern, Zehentkästen, Spitälern etc.) 
Verwendung und griff erst allmählich auf das Wohn 
haus über. Aus dem 15. bzw. 16. Jahrhundert stammen 
unsere ältesten gemauerten Patrizierhäuser. Das steil 
ansteigende und hochgiebelige gotische Bürgerhaus ist in 
größter Zahl am Stadtplatz zu Braunau a. Inn ver 
treten; vielleicht liegt bei dieser Bauform, welche wir in 
Wasserburg, Mühldorf und Oetting beinahe nur bei do 
minanten Gebäuden sehen, eine stärkere Beeinflussung 
durch das anders aufgebaute Landshut vor. In den 
Innstädten ober Braunau sind hingegen die spätgotischen 
Treppengiebel da und dort zu finden. 
Im ganzen wirken aber Märkte und Straßen in 
den oberen Innstädten deshalb so einheitlich und ge 
schlossen, weil das hinter einer hohen Blendmauer ver 
senkte Flachgiebel- oder Grabendach gar nicht zum 
Vorschein kommt und so der Straßenmarkt wie ein 
großer Festsaal wirkt, welchen das tiefblaue Himmels 
gewölbe an Sonnentagen machtvoll überdacht. Bilder aus 
der Merianschen Topographie, z. B. Mühldorf in der An 
sicht des 17. Jahrhunderts, zeigen das rings von Blend 
mauern umschlossene Grabendach in überwiegender Mehr 
heit. 
Wenn auch über die Genese des Grabendaches und 
der Blendmauern die Ansichten etwas auseinandergehen, 
so äußern doch führende Münchner Architekten mit Be 
stimmtheit, daß das bäuerliche Legschindeldach der Vor
	        
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