Volltext: Der Inn-Isengau 21. Heft 1927 (21. Heft / 1927)

— 88 — 
haben die ing-Form zu unrecht u. a. Kemoding (urk. 
l<eminatin), Krinning (urk. Oirinn), Solling (urk. So 
laren), Zeilding (urk. Cidelarn). 1 
Diesen in unserem Bezirke recht spärlichen unechten 
ing-Orten steht die außerordentlich große Zahl (mindestens 
140) der echten ing-Orte gegenüber. Sie sind dadurch 
charakterisiert, daß bei ihnen von Anfang an die ing-Silbe 
bestand und in Verbindung mit einem altdeutschen 
Personennamen ursprünglich die Familien-und Dienst 
angehörigen des Ortsgründers bezeichnete. Wie der 
bekannte Herrschername der „Agilolfinger" die Nachkom 
men eines „Agilolf" bezeichnete, so hatte beispielsweise 
der Ortsname Siglfing (urk. Sigoluingun, lies Sigol- 
fingun) den Sinn „bei den Sigolfingen" d. h. den Leuten 
des Sigolf, Geisling (urk. (Ulingun, lies Kisilingun), 
„bei den Gisilingen" d. h. bei den Leuten des Fisüo, 
Oisilo. Der hier erscheinende Ausgang -ingun (später 
-ingan, -ingin, -Ingen) war der Wemfall der Mehrzahl 
(Dativ Plural), abhängig von einem Verhältniswort ze 
(— zu). Er hat sich bei den schwäbischen Ortsnamen 
(z. B. Memmingen, Tübingen, Geislingen) bis heute er 
halten, bei den bairischen Ortsnamen ist er schon im 
Lauf des Mittelalters, in unserer Gegend ungefähr seit 
dem Jahre 1300, zu -ing gekürzt worden? 
Ein ehrwürdiger Schatz liegt in den -ing-Namen 
unserer Heimat verborgen. Die ganze, längst unter 
gegangene Welt des kampfesfreudigen Germanentums, 
das Tapferkeit, Mannesmut, Tatenruhm und jede Art 
persönlicher Tüchtigkeit hochschätzte, spricht aus ihnen 
zum nüchterner gewordenen Geschlechte der Nachkommen. 
Zu den ältesten Personennamen mögen die gehören, 
die auf Grund uralter, mythologischer Vorstellungen den 
Namen eines Tieres enthalten, meist eines solchen, das 
wie Bär, Wolf, Kt, Eber als Symbol der Tapferkeit 
und Stärke den kriegerischen Germanen ehrwürdig er 
schien. So enthält das obengenannte Siglfing den PN * 2 
*) Die eingehendere Besprechung dieser OA folgt weiter unten. 
2 ) Eine ähnliche Kürzung weist die Mundart unserer Gegend auch 
bei anderen OA auf, so wenn wir statt Walpertskirchen, Aufkirchen, 
Harthofen, Hörlkofen nur mehr Walpertökirch, Aufkirch, Harthof, 
Hörlkof sprechen.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.