Volltext: Der Inn-Isengau 17. Heft 1926 (17. Heft / 1926)

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drei „Reichen Herzöge", die genau ein volles Jahr 
hundert nicht nur über Niederbayerns fruchtbare Gaue, 
sondern auch über die östliche Hälfte des heutigen Ober 
bayern herrschten. Damals ging die führende Stellung 
in der Entwicklung der altbayerischen Baukunst von 
Regensburg auf Landshut über. Ein Künstler von 
mehr als gewöhnlichem Größenmaß stand an der Spitze 
der eine bewundernswerte Tätigkeit entfaltenden Lands- 
huter Bauhütte, Meister Hans Stethaimer von 
Burghausen, der Vater der deutschen Spätgotik. Mit 
seinem Wunderbau, der St. Martinskirche, der er den 
damals zweithöchsten Turm in Deutschland gab, hat sich 
der große Raumkünstler ein unsterbliches Denkmal gesetzt. 
Auf seiner Grabinschrift an der Martinskirche werden in 
schlichter Aufzählung noch weitere fünf Kirchen als seine 
Bauwerke namhaft gemacht: es sind die prächtigen 
Hallenbauten der Hl. Geist-Spitalkirche in Landshut, 
der Straubinger Karmelitenkirche, der Pfarrkirchen zu 
Wasserburg und Neuötting, der Franziskanerkirche zu 
Salzburg, die alle nach den Plänen des großen Bau 
meisters entstanden, deren Vollendung Stethaimer eben 
so wenig wie die der Landshuter Kirchen erlebte. Die 
Landshuter Bauhütte wirkte äußerst fruchtbar, ihr Ein 
fluß tritt fast in ganz Südbayern zutage; ja ihr Ruf 
ist über die Grenzen unseres engeren Vaterlandes hinaus 
gedrungen. Ihre besonderen Merkmale sind: Turm vom 
Viereck zum Achteck übergehend, in Stockwerke geteilt, 
vielfach mit Eckaufsätzen, durch Blendenarkaden belebt, 
Dreiecklisenen und Friesband. Aber auch für die Plastik 
war Landshut von hoher Bedeutung. Zwei spätgotische 
Meister sind es, die weitum das Land mit ihrer voll 
endeten Kunst erfüllt: Stephan Rottaler und Hans 
Leinberger. Und auch die Malerei stand um diese 
Zeit in höchster Blüte; sind uns doch an die 30 Namen 
beachtenswerter Meister genannt, unter ihnen Hans 
Schwab von Wertingen, der „Schwabenmaler", der 
mit Hans Leinberger den wundervollen Hochaltar im 
St. Kastulusmünster zu Moosburg schuf. Es war ein 
Hochgenuß, den von hervorragender Sachkenntnis getra 
genen Ausführungen Hartigs an der Hand von reichem 
Bildermaterial zu folgen.
	        
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