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hatte und dieser aufrührerische Predigten hielt, die zu
weilen von 3000 Personen besucht wurden. Er verbot
daher allen seinen Untertanen strengstens, die Predigten
in der Grafschaft zu besuchen und drohte Zuwiderhandeln
den die Ausweisung aus seinem Lande an.^
In einem Schreiben vom 22. Juni 1561 warf der
Herzog dem Grafen Ladislaus vor, daß seine Prädikanten,
„deren yeder am besondern Sect eingeführt unnd nach
seinem aignen schwermerischem Kopf geprediget hat", in
sein Fürstentum sich begeben, dort „heimliche Winkel
schulen" errichten, die Sakramente spenden und seine
Untertanen zum Abfall und Ungehorsam aufreizen. Er
stellte dann an den Grafen folgende Forderung:
„Demnach ist an Dich unnser beger, Du wellest bei Deinen
predicanten ernstlich darob sein, daß Sa unnserö fürstenthumbö
unnd underthanen gentzlich mlissig steen, unnsern pfarhern jm
Lannö 2nn Khainerlea Weeg furgreiffen, den unnsern ob Eg schon
zu jnen in die Graffschafft Kumen die Sacrament nit raichen,
noch weniger sich solches heraussen Inn unnserm lande zetun an-
massen, sonnder do Eg deßhalben angesunnen werden, eingden
Wider haimb zu seinen ordentlichen pfarkirchen weisen."^
In den letzten Jahren seines Lebens machte Ladis
laus den wiederholten Versuch, die Aufhebung der Ex-
spektanz zu erlangen und reichte zu diesem Zwecke mehrere
Gesuche beim Kaiser ein, aber jedesmal ohne Erfolg; die
Exspektanz blieb bestehen und trat nach seinem Tode in
Kraft. So war sein sehnlichster Wunsch, seinem Ge
schlechte den Besitz der Grafschaft Haag zu sichern, mißlungen.
Am 31. August 1566 starb Laßla in einem Alter
von 61 Jahren, von fast Niemand betrauert, als letzter
der Reichsgrafen von Haag. Er wurde in der Gruft der
Pfarrkirche zu Kirchdorf begraben. Sein Vetter Joachim von
Ortenburgb ließ ihm ein prunkvolles Renaiffance-Hochgrab
0 a. a. O. Ger. Lit. OXx. 4 f. 94. Vgl. Geger a. a. S. S. 210.
2 ) H.-St.-A. Haag, Ger. Lit. Nr. 4 f. 109 ff.
3 ) Graf Joachim von Ortenburg, nicht bloß ein Verwandter,
sondern auch ein Gesinnungsgenosse des Grafen Ladislaus, ist
wohl der Urheber des Gedankens gewesen, dem letzten Grafen von
Haag ein so großes Grabmonument zu errichten, und hat auch
die geschäftlichen Verhandlungen geführt. Die eigentlichen Auf
traggeber des Denkmals waren eine Schwester des Grafen Ladislaus,
nämlich die unvermählt gebliebene Gräfin Margareta, die erst 1569
starb, und die hinterlassenen Töchter aus der 1538 geschlossenen Ehe des
Grafen Karl von Ortenburg mit einer anderen Schwester, Maximiliana.