Volltext: Der Inn-Isengau 12. Heft 1925 (12. Heft / 1925)

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Büchlein auf sein Krankenlager, eine Beschreibung von dem 
neuen wundersamen Erdteil Australia. Das hat ihm der Gött- 
lieb gebracht, der Sohn des Schloßverwalters, der'als Student 
auf der hohen Schule in Ingolstadt ist. Zwischen dem und 
der Ev, einem 19-jährigen, sauberen Dirndl, spinnt' sich auch 
eine bittersüße Liebesgeschichte an, die dem Tagebuchschreiber 
viel Sorgen macht: „O GOTT! Führ die Sach zu einem ge 
deihlichen End! — Die Ev kennt die Welt nicht und flattert 
hinein, wie die Motten ins Licht der Gottlieb herent- 
gegen ist ein begnadeter Musikus sonsten aber ein 
Windhund." 
Selbstverständlich erfahren wir ab und zu auch vom 
schlimmen Zustand des Schreibers und sehen, wie gefaßt und 
gottergeben er sein Schicksal trägt: „O Gott, gib mir Geduld! 
fielst Leiden über mich kommen lassen, so gib mir auch die 
Kraft, diese Leiden ertragen zu können. Um Gesundung trau 
ich mich fast nimmer bitten — ich bitt nur noch: Laß mich einen 
anständigen Tod sterben — und daß ich meinen Leuten nicht 
zu viele'Arbeit mach. 
In Schmerzen und in Qualen 
mein armer Leib sich wind't, 
bis er im Schoß der Erden 
dereinst sein' Ruhbett find't. 
O Jesu, liebster Jesu! 
Hilf mir in meiner Noth! 
Gib mir Geduld im Leiden, 
letzt einen seligen Tod! —" 
Im letzten Tagebucheintrag träumt er sich schon weit 
fort, es tut ihm iast nichts mehr weh: „Müßt das schön sein: 
Eine Reise um die Welt — in ein Land, wo keine Krowotten 
sind und kern Krieg mehr — in ein schönes Land, wo alles 
gesund ist und wo man keine Pesth nicht kennt — in ein fernes 
Land, wo es keinen Hunger mehr gibt — 
keinen Hunger mehr — 
in ein fernes Land 
müßt das schön sein “ 
Und der Wunsch ist ihm auch bald erfüllt worden; denn am 
Eingang der Pfarrkirche zu Oberbergkirchen findet sich folgender 
Denkstein: 
Alhie Ruhet 
der Ehrengeachtete Jacob 
Weyerer gewester Mesner 
und schuel'maister Alhie so 
verschiden den 22. Juli 
1743 seines Alters 45 Jahr. 
gott Gib ihm die 
Ewige Ruhe. 
Nun muß ich noch eines Mannes gedenken, dem wir die 
Herausgabe dieses echt menschlichen Tagebuchs verdanken. Das 
ist der Nachfahr des Schreibers im Schulamt, der Hauptlehrer
	        
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