Volltext: Der Inn-Isengau 12. Heft 1925 (12. Heft / 1925)

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uttb Vorzeichen hören wir. Dann erzählt er wieder von aller 
hand Jugendstreichen; vom Federnschneiden und Schulhalten; 
am Mittwoch, den 1. Mai, schreibt er sich noch ein langes Re 
zept zur Tintenherstellung auf, das ihm sein Vetter, der Mesner 
und Lehrer von Mettenheim, gebracht. Ein andermal werden 
Listen aufgestellt, welche Höfe und wem sie zinspflichtig find, 
z. B. dem Pfarrer von Puchbach, der Priörin von Raitenhaß- 
lach, der von Altenhohenau, dem Schloß Zangberg, U. L. 
Frauen Gottshauß in Ranetsberg, dem Reichsgrafen Ignaz 
von Törring-Jettenbach usw. Oder: „Es seynd gestorben' seit 
die Hungrischen in der Hofmark liegen." Da kommen lange 
Reihen, alt und jung, die der Tod gemäht: Anton, Kind eines 
Vagabunden, mit den Soldaten hergekommen; Herr Dominikus 
Didutsch, Kramer von Tistling bei Oeding auf der Durchreise 
(hat eine große Reis gemacht!), ein unbekannter, streunender 
Lump; tot gefunden am Kircheneingang. Und die vielen 
heimischen Namen, die im Büchlem vorkommen, sind auch 
familienkundlich von großem Wert. Bei der Seßhaftigkeit 
unserer ländlichen Bevölkerung wird gar mancher Bauersmann 
von Oberbergkirchen, Aspertsham einen seiner Vorfahren darin 
entdecken, wie auch in Oberbergkirchen selbst noch ein Nachkomme 
des Tagebuchschreibers, Franz Weyerer, Schneider, fitzt. 
Oder er erzählt beim Begräbnis des Eder von Auben- 
ham, was der alles durchgemacht hat. „Er war auf dem 
alten Ederhof zu Aubenham 1688 geboren. Sein Vater ist 1705 
gestorben — und nun geht's an, Jahr für Jahr — Schlag 
auf Schlag — und jeds Jahr hat eine Falte in sein Gesicht 
gegraben, aber beugen hat ihn nichts können." An dem könnte 
sich nicht bloß der heutige Bauernstand, sondern das ganze 
deutsche Volk ein Beispiel nehmen, dann kommt wieder, was 
auf dem Dorf draußen alle interessiert, vom Wetter und vom 
Gedeihen der Feldsrüchte: „Montag, 6. Mai: In der Früh um 
8 Uhr ist die Froschmaier Dirn eingegraben worden. — Es 
ist immer eine schöne Witterung. Die Bäume hängen voller 
Blüten wie noch nie und die Graserei ist schon weit voraus. 
Das Wintergetreid ist mitte! - aber Gerste und Haber stehen 
guet. Besonders der Pichlmaier hat eine schöne Gerste unten 
und der Schuester in der Heide; alle wo heut mit dem Kreuz 
nach Aspertsham gangen sind, haben diese Gersten gelobt. Soll 
schön sein wie die vom Ellinger in Irl und der ist schon immer 
dafür bekannt." Da meint man oft den armen Mann in Tocken- 
burg, den Schweizer Uli Braeker zu hören, so schlicht und 
treuherzig geht's her. Und so gäb's noch viele Sachen zu lesen: 
Vom Schulfest- wo sie früher vom Kain und Abel, vom David 
mit der Harpsn und vom Riesen Goliath gespielt haben und 
wie dann der Herr Baron Bücher an die Fleißigsten verteilte, 
z. B. eine „Reiß-Beschreibung durch Jtalia, insonderheit Be 
schreibung der hl. Stätten zu Rom und Lauretto" oder „Ver 
zeichniß der Miracul, so geschehen zu Heiligenstatth bei Tist- 
ling." Einmal kriegt auch der Tagebuchschreiber selbst ein
	        
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