Volltext: Der Inn-Isengau 8. Heft 1924 (8. Heft / 1924)

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fllhrungen bringen, um über das Wesen dieses unheim 
lichen Gastes aufzuklären. 
Schon Thukidides berichtet über ein großes Ster 
ben in den Jahren 430 bis 425 v. Chr. im griechischen 
Attika, wobei es aber noch zweifelhaft bleibt, ob es 
wirklich die Pest, die asiatische Beulenpest war. Erst 
aus dem 3. Jahrhundert nach Christi Geburt haben wir 
sichere Kunde über Pestepidemien mit genauerer Be 
schreibung der Krankheit. 
Am deutlichsten geschieht dies für die große Seuche, 
die von 1348—1351 Deutschland, wie fast die ganze 
Welt heimsuchte. Die Krankheit verwandelte die deut 
schen Gaue in ein weites Leichenfeld; sie kam von 
Italien, wütete, das „große Sterben" genannt, in ganz 
Deutschland, setzte über das nordische Meer, um in 
Dänemark, Schweden, Norwegen die mutigen Nord 
länder als „schwarzer Tod" erzittern zu machen, ent 
völkerte Island und rottete in Grönland die Mensch 
heit aus. Bon Wien heißt es damals: „von sunne- 
wenden unz auf unser frauen tag als sie geporen wart 
mer wan vierzig tausent leich... und streckt sich der 
sterb aus gegen Paiern und ze Passaw und vil weiter." 
Eine Chronik aus dem 15. Jahrhundert berichtet 
v!om Jähre 1349: „dis vorgenanten jars erhub sich 
ein großer und grausamer Pestilenz durch alle lant, 
daä kaum der dritte Mensch belieb, etliche stat 
und dorffer ler belieben." 
In den Nürnberger Annalen vom Ansang des 
17. Jahrhunderts heißt es: „In diesem Sterben sein 
viel Städte und Dörfer, sonderlich! in Frankreich und 
Welschland ausgestorben. Man hat Schiff auf dem Meer 
gefunden, mit Waaren stattlich beladen, auf denen kein 
lebendiger Mensch gwest, sondern sein alle von der 
Seuche hingezückt worden, wie denn auch etliche In- 
suln gar ausgestorben." 
Solche Pestepidemien wiederholten sich nur zu oft; 
eine genaue Mitteilung hierüber haben wir von der 
Stadt Regensburg, die von 850 bis 1713, d. h. bis 
zur Zeit der letzten Epidemien nicht weniger als 55 
Epidemiejahre zählt.
	        
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