weder Oöwalt erschien, noch konnte sie in dem Gehaben und dem Ge¬
spräch über den Tod ihres Mannes, auch als das Trinken die Reden be¬
freite, etwas Beunruhigendes finden. Es wurde nur dasselbe wieder¬
holt, was sie schon anfangs erfahren, er sei bei dem Vorstoß durch den
Absamer Wald von einem feindlichen Armbrustbolzen am Halse ver¬
wundet worden und alsbald verblutet.
Sabina hatte all diese Tage gefleht und gehofft, es möchte dies in
Wahrheit so geschehen sein. Aber sie bekam keine Gewißheit und blieb
mit der Not ihres Gewissens allein. Als die Gefallenen in der Toten¬
kammer der Kirche gebahrt lagen, hatte sie sich den Mut abgerungen,
dorthin zu gehen. Sie starrte einige Augenblicke in das gelbe Gesicht, das,
kaum verändert, fast wie im Leben dalag, nur verkniffener und so, als
könnten die durchsichtigen Lider sich öffnen und die rotgeäderten Augen¬
äpfel sie wie sonst hündisch ansehen. Sabina wandte sich rasch ab und
ging, von ihrem Stiefsohn geleitet, heim.
* ★ ★
W. E. SÜSKIND
ALDOUS HUXLEY
Bemerkungen zu seinem Werk
Eooft mir einer meiner Freunde erzählt, daß er an einem Roman
arbeitet, bin ich über die Maßen verwundert, wie ruhigen Tones er das
hinsagt, und denke bei mir, daß mir an seiner Stelle das Herz zitterte."
So äußert sich über den modernen Roman einer der klarsten europäischen
Geister, der Spanier Ortega y Gaffet. „Denn", motiviert er, „es genügt
durchaus nicht mehr, ein begabter Romanschreiber zu sein, um einen
guten Roman zu schreiben" - da die Zahl der möglichen Gegenstände
nachgerade komplett sei, stehe die Gattung Roman wenn nicht im
Stadium des Erlöschens, so doch in ihrem letzten Abschnitt. Diesen
letzten Schluß, scheint uns, zieht Ortega zu Unrecht, und glücklicherweise
nimmt er ihn im Verlauf seines Essays (der in seiner „Aufgabe unserer Zeit"
zu lesen steht) praktisch wieder zurück, indem er selber eine reiche Zukunft
des Romans ankündigt, der nämlich „eine imaginäre Geisteöfauna"
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