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Zimmer zu vermieten.
Von Bernharda Alma.
Nachdruck verboten!
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NV öbliertes, peinlich reines, hom
Vorzimmer separiertes Gassen—
IXIL zimmer wird vermietet. Auskunft
beim Portier.“
Das war, teilweise schon vorgedruckt,
teilweise dazugeschrieben, von einer weißen,
an Leinem Haustore befestigten Tafel aus
den Vorübergehenden zur Kenntnis ge—
bracht.
Keider aber nahm fast niemand In—
teresse daran. bis der Frühling auf seinem
grandiosen Siegeszug durch die Welt auch
nach Wien kam.
Da schidte er tausend goldene Ahnun—
gen Iwischen die Häuserreihen und ließ
kausend goldene Träume an alle Fenster
klopfen, und die Gartenanlage, dem Haus
mi der eingangs erwähnten Tafel gegen—
über, begann aufs schönste zu blühen und
zu grünen. .
Da blieben die Passanten stehen, die
pastellzarte Farbensymphonie des Früh⸗
sings nzustaunen, und da entdechte manch
einer die kleine, weiße Tafel mit der offe⸗
rierenden Inschrift. .
„Oh“, sagte da die Regierungsrätin
Spitzet die me länger als vier Wochen
n eichen Zimmer wohnen blieb, „das
muß ich mir mal ansehen“
Sie gelangte via Portier in den ersten
Stock und Jäutete an der Tür Nr. 5, wo
Lizzi öffnete.
Besaglte Lizzi war vierundzwanzig
Jahre ailt und durch den Tod ihres Vaters
die Mutter war schon lange, gestorben
— und d adurch, daß ihre beiden Schwestern
ins Ausland geheiratet hatten, Eigentüme⸗
rin diner Vierzimmerwohnung geworden.
Durch ihren Bexuf — sie war Zeich⸗—
nerin eines greßen Modeverlages — stand
sie dem praäktischen Leben ziemlich fremd
gegenüber, wozu auch ihre Jugend bei⸗
uüg Mlierdings sah sie mit ihrer. knaben—
haft schlanken Figur und ihrem feinen Ge⸗—
ichtel noch jünger aus, als sie tatsächlich
war.
„Ich komme, mir das Zimmer anzu—
schauen“, erklärte Frau Spißel, und Lizzi
war froh überrascht, daß doch jemand zu
diesem, Zweck kam.
Sie führte die Rätin in den zu ver—
mietenden, Raum, den ehedem ihre Lieb—
lingsschwester bewohnt hatte.
„Tia“, äußerte Frau Spitzel, ehr
klein, wissen Sie. Ich hab nämlich viele
Sachen, die ich unterbringen muß. Sehr
ein! Und der große Tisch müßte natür—
lich hinaus. — Ich hab meinen eigenen
Tisch und meine eigenen Teppiche, echte
Perser.“ Ein vernichtender Blick traf das
schlichte Fell vor dem Bett.
„Ja“, sagte Lizzi eingeschüchtert.
Die Dame griff ihr ans Kinn, was
Lizzi nicht leiden mochte, und, sagte erlau—
hend: „Zeigen Sie mir halt die ganze
Wohnung.“
Die, ganze Wohnung fand, ihren Bei—
fall, weil sie überall einen Platz für etwas
bon ihren Sachen fand. Schließlich ent—
schloß sie sich, nochmals zu kommen.
Wie eine Schwalbe keinen Sommer, so
macht eine zimmersuchende Regierungs—
rätin noch keinen Mietvertrag. Aber es
kamen, noch andere Leute, das Zimmer zu
hesichtigen. Lizzi erschrak, wie wenig sie zu
hrer Berufsarbeit kam, seit sie das Zim—
mier immer wieder zeigen, Bedingungen
und Wünsche und zuletzt, vage Versprechun—
gen dafür hören mußte. Hin und wieder
bei dem Fräulein mit den fünf Hun—
den („echte Griffons, bitte!“, bei dem
Herrn, der, ihr verletzende Komplimente
nachte, und bei der Dame, die nichts
zahlen wollte — beendete Lizzi selber die
Usferredung. Sie war übermüdet, mut—
sos und nervös und begann die Tafel
in dem Haustor wie eine Feindin zu
betrachten.
Einmal kam ein noch jüngerer Herr,
der das Zimmer lange prüfend und mit—
leidig musterte.