Volltext: Der Spaßvogel 1933 (1933)

Endlich kam sie wieder heraus. 
„Der hat mi woll'n niederbegeln, aber 
da kennt er mi schlecht!“ flüsterte sie und 
wies mit dem Finger nach der Tür: 
„Und i hab' weche Füaß und wissen's was 
er mir verschrieben hat? A Vasenöl und 
a Tinktur zum Mund auswaschen und a 
Tüchel soll i mir drüberbinden und net 
so viel reden soll i, sonst kriag i Kiefer— 
schwund. J und nix reden! Wia sie der 
dös vorstellt! Und wegen meine Füaß hat 
er bloß g'sagt, i soll daham sitzen blei— 
ben und net soviel umanand renna. 
Aber was versteht denn der! Glei' 
morgen schau i zum Doktor Wunderlein, 
s 8X soll soviel a humaner Wensch 
ein!“ 
Sparsamkeit. J 
Von Franz Turba. MNachdruck verboten! 
Ir Leopoldshofen haben die Leute einn Das dauert so, ein paar Wochen, da 
Leidenschaftꝛ Sie sparen soviel gern. steht einmal der Ringlechner, der in vier 
—— Einquartierung in seinem Hause 
Trinken, sie sparen beim Rauchen, sie spas aufnehmen soll, quf und sagt: 
ren beim Schuldenzahlen, .... „Ja, Leut!“, sagt der Ringlechner, „ja, 
Jeden Abend sißen die Leopoldshofe- liegt denn in dex Sache, wie wir es jetzt 
ner daheim in ihren Häusern und erzählen machen, ein Funken Verstaud? Wir sitzen 
ih was es Neues gibl, was man in der seden Abend beisammen, reden und erzäh— 
Sladt hört, was, beini Nachbar vorge— len, einer kennt den anderen, einer weiß, 
fallen ist. Nun ja, auf diese Art wie die Stimme des anderen ist .... ja, 
erspart man, sich eine Zeitung. — müssen wir denn bei unserer Unterhaltung 
Sagt einmal der Grillberger, einer überhaupt ein. Licht verbrennen? Wir kön— 
von den sparsamen Leuten, zu den ande- nen doch ebenso gut im Finstern sitzen und 
ren Leopoldshofenern: „Ja“, sagt er, „ja. uns unsere Neuigkeiten erzählen. Hab' ich 
da sitzt jeder von uns am Ahend dapem Recht oder nicht?“ — . 
in seinem Haus, verbrennt dabei im Win- 5 Den Antrag des Ringlechner sieht jeder 
ter das Holz in seigem Ofen, in der Leopoldshofener ein, und von jetzt an wird 
aͤmpe das Licht..Ja, wär's da nicht niemals mehr bei den abendlichen Zu— 
viel gescheiter, wir täten uns alle in dammenkünften eine Lampe oder Kerze an⸗— 
einem Haus zusammensetzen, und es gezündet.. 3 
müßte dann weniostens nur ein einziger Wieder vergeht eine Woche, da springt 
das Licht verbrennen. ““ einmal am Abend der Bimsmayer auf, 
glile Leopoldshofener begreifen, daß greift sich an. den Kopf und schreit: 
der Grillberger recht, vollständig recht hat.„Nein“, schreit der Bimsmayer, „nein, 
und ein jeder wundert sich nur, daß ein so wie dumm und, verschwenderisch aber wir 
einfacher und vernunftiger Vorschlag keinem alle mitsammen sind! Jetzt sitzen wir Ahend 
anderen früher eingefallen ist. And jetzt für Abend im Finsteren da, einer sieht 
kommen die Nachbarn an jedem Abend in den anderen nicht, und keiner, kein einziger 
einem anderen Hause zusammen, und es hat uhch daran gedacht, daß doch jetzt 
vird jedesmal der Reihe nach festgestellt, die beste, die allerbeste Gelegenheit wär 
wer das nächstemal, seine Stube und das daß, wir unser Gewand ausziehen und so 
dicht für die gemeinsame Unterhaltung zur wenigstens für ein paar Viertelstunden 
Verfügung stellen soll. unsere Lederhosen etwas schonen könnten!“ 
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