Volltext: Der Spaßvogel 1932 (1932)

sah in ihrem rosa Tüllkleid aus wie eine 
Knospe, kurz vor dem Aufgehen. Die Warze 
auf der Nase war runstvoll mit Puder 
und Schminke verhüllt. —— 
Mil einem Taxameter holte, Herr 
Schön die Hörnleins ab, wobei er so ne— 
benbei bemerkte, daß er seine Bank ange— 
tasche zu Hause vergessen. Die muß ich 
holen. Ich nehme ein, Auto; in zehn Mi— 
iuten bin ich wieder hier.“ 
Das von Frau Hörnlein mit Mehr, 
von, ihrem Gatten mit minderer Bereit⸗ 
willigkeit gemachte Angebot,, aushelfen zu 
wollen, lehnte Herr Schön mit vornehmem 
Lächeln ab. Er bestellte noch 
eine Flasche, rief: „In, zehn 
Minufen!“ und, ging. Haus— 
und Wohnungsschlüssel hatte 
er am Morgen schon bekom— 
men. 
Es verging eine Viertel— 
stunde, eine halbe, eine gan— 
ze. Der Kellner hielt sich dau— 
ernd in auffälliger Nähe des 
Tisches. Schließlich — nach 
anderthalb Stunden, beschloß 
man, nach Hause zu gehen— 
Sicherlich war Herrn Schön 
etwas passiert. 
Die Zeche war hoch. Ma—⸗ 
ma Hörnlein hatte zum Glüdk 
ihr Haushaltgeld mit, sonst 
wäre man eklig aufgesessen. 
Aber man bekam es ja wie— 
der, auf Heller und Pfennig. 
Hörnleins fanden zu ihrem 
Erstaunen die Etagentür sperr— 
angelweit offen. Böser Ah— 
nungen voll, eilten sie ins 
Wohnzimmer — und da ent— 
hüllten sich ihnen fürchterliche 
Wahrheiten. 2. 
ieser Lump!, Dieser 
Gauner!“ brüllte Vater Hörn— 
lein ein ums andere Mal. 
—„Mein Silber!“ jam— 
merte die Gattin, und „mein 
Erspartes ist weg!“ schluchzte 
Paulachen. . 
Der Lärm rief, die Nach— 
hbaxn und einen Polizisten her— 
bei. „Das ham Se nun von 
shrem vornehmen Mieter!“ xief 
Frau Schulzen im Nachtko— 
stüm. — 
Das wertvolle Silber, 
Paulas Spargeld, „Herrn 
Sörnleins goldene Jubiläums⸗ 
uhr, sein neuer Cut⸗Anzug, Paulas Wäsche— 
aussteuer — alles, alles war weg. 
Es kam zu einem furchtbaren Krach 
zwischen den beiden Ehegatten, weil. Hörn— 
En seiner Frau mit ihrer „blödsinnigen 
Vermielidee die ganze Schuld zuschob. Die 
Rachbarn zogen sich diskret zuruͤck, nachdem 
se genug gehört hatten. 
Das Zimmer gefiel diesem Herrn, der mehrere mächtige 
Brillantringe an den Fingern hatte, ganz ausgezeichnet. 
wiesen habe, morgen den Mietbetrag für 
sechs Mongte im voraus an Frau Hörnlein 
zu überweisen. 
Wenig später saß man bei, Sekt und 
herrlichen Dingen. Ein Gang folgte dem 
underen, eine Flasche der anderen. So kam 
man zum Dessert. Plötzlich fuhr Herr Schön 
empor: „Donner ja, ich habe meine Geld—
	        
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