Volltext: Der Spaßvogel 1932 (1932)

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„Wenn es heuer der Wille des Lois 
ist, seine Sau daheim zu verarbeiten, kann 
es mir auch recht sein und hab ich nichts 
dawider“, ist die Meinung des andern, 
folgt das Tier, das seine dreihundert 
Pfund gut wiegt und, vor Dicke und 
Schwere sich kaum auf seinen winzig kurzen 
Beinen aufrecht erhalten 
kann, dem Nazi aus und der 
treibt es eine Weile später 
den Weg nach Haindorf zu. 
Als am nächsten Mor— 
gen das Schwein den ersten 
Schrei, unter dem Messer 
des Metzgers tut, ist, auch 
schon der Maderer Lois zur 
Stelle und wundert sich baß, 
erstens über das wohlge— 
mästete Tier, und zweitens 
über den Nazi, der sich heuer 
ein Schwein leisten könne. 
„Daß du dir eine Sau 
hast kaufen können?“ 
„Hab einen Terno in 
der Lotterie gemacht.“ 
„Einen Terno?“ und 
der Maderer reißt Mund 
und Augen weit auf. „Und 
wie viel hast denn nachher 
gewonnen? „Wenn du es 
wissen willst: So drei, vier 
Säue könnte ich mir darum 
schon kaufen.“ 
„Aber geh, Nazi!“ er— 
staunt der andere aufs neue 
und der ledige Neid über 
das vermeintliche, Glück 
brennt lichterloh, in ihm auf. 
Da könntest leicht von der 
Sau einen Teil auf ein 
Vergelts Gott!, unsereinem 
zukommen lassen. Was 
meinst, Nazti““ 
Der, Nadi tut einen 
Augenblick, als ob er sich 
besinne, dann sagt er: 
„BHast eigentlich gar nicht 
so unrecht, Maderer, wobei 
es ihm schwer fällt, den 
Ernst zu bewahren, platzt er 
heraus, „sollst sehen, Ma⸗ 
derer, daß mein Herz auf dem rechten 
Flecke sitzt: ich schenk dir die ganze Sau, 
aber nur unter der Bedingung, daß du 
einen ordentlichen Sautanz feierst.“ 
„Ist das.. dein Ernst?“ und die Kinn— 
backen klappern dem Maderer vor Aufre— 
gung auf und nieder. „Ist das wirklich 
dein Ernst?“ 
„Hand drauf!“ 
„Nazi, du bist ...“ J 
Er muß sich wehren, daß ihm der 
Maderer vor heller Freude nicht um den 
Hals fällt. 
Eine Stunde später sind beim Nazi 
so viele Leute beisammen. daß die Keusche 
Legt einen blanken Silbergulden in, Nazis Hand und 
der verspricht, daß er einen recht schönen Liebesbrief 
an die Rosel abschicken werde. 
sie kaum zu fassen vermag und ein Leben 
und Treiben ist darinnen, wie am Kirch— 
tag und alles ißt, was es mag und was 
ihm schmeckt. Immer mehr Leute kommen, 
denn es. hat, sich herumgeredet, daß der 
Maderer einen Sautanz abhält, wie keiner 
noch, in Haindorf abgehalten worden, und 
als sie wieder auseinander gehen, ist mehr
	        
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