Volltext: Der Spaßvogel 1931 (1931)

Die Vergeltung. 
Von S. Heim. Nachdruck verboten. 
W arum so niedergeschlagen, Frau „Ist schon gut, Frau Nachbarin. Ver— 
—Nachbarin?“ raten Sie mich aber nicht beim Amt, daß 
„aAch Gott! Das Steueramt will mir ich Ihnen das Geld gegeben, sonst muß 
meine Kuh pfänden, weil ich die fällige ich meine Gefälligkeit durch eine Steuer— 
Steuer nicht bezahlt habe. Es ging aber erhöhung büßen. Sie wissen ja, wie fix 
beim besten Willen nicht““ da das Amt arbeitet ...!“ 
„„Wie hoch ist Ihre Steuerschuld, Frau „Ich verstehe, Herr Nachbar, ich ver— 
Nachbarin?“ stehe ...“ IJ 
„Nur z3wanzig Schilling. Für das Amt 
eine Kleinigkeit, für mich aber eine un— 
erschwingliche Summe.“8 
„Wegen zwanzig Schilling soll Jhre 
Kuh nicht gepfändet werden. Hier haben 
Sie einen Hundertschillingschein. Gehen Sie 
sogleich aufs Amt und bezahlen Sie da— 
mit Ihre Schuldigkeit. Den Vest, den Sie 
auf den Schein herausbekommen, bringen 
Sie mir in den „Schwanen“, wo ich Sie 
erwarte.“ 
„Tausend Dank, Herr Nachbar, tausend 
Dank! Gott vergelte Ihnen Ihre Güte! 
Jetzt bleibt mir doch meine Kuh wieder!“ 
Nach einem halben Stündchen zählt 
die hochbeglückte Nachbarin ihrem Wohl— 
täter in „Schwanen“ die 80 Schilling auf 
den Tisch, die sie bei dem Amt herausbe— 
kommen. J 
„Sehen Sie,“ meint der edle Spender 
„meine Hilfe in Ihrer Not hat drei 
glücklich gemacht: Sie, weil Ihnen die Kuh 
verbleibt, das Amt, weil es seine Steuer 
bekommen hat, und mich, weil ich den 
falschen Hundertschilling losge— 
hracht habe. Prosi, Frau Vachbarin! 
Darauf trinken wir noch ein Schöpplein.“ 
Der günstige Moment. 
Jeder Bürger ist ein Stüukke Pack sie bei den „Wahlen“ aus, 
Von der großen Republik. Freund, und lasse sie erschallen, 
Und besitzt daheim, am Herd,. Denn sie gilt nur — bei den Wahlen 
Er auch keinen großen Wert.— Einen kurzen Augenblickh.. 
Darf er bei den „Wahlen“ dann zeigen, Dann sinkst wieder du in's alte, 
Daß ihm doch ein Wert zu eigen. Inhaltsleer und trostlos kalte 
Hast du d'rum ka Stimm' zu Haus, Nichts — der Existenz zurück! 
E. M 
Nachtfröste vorher 
ist fir den Landwirt von höchster Wich— 
tigkeit und macht durchaus keine Schwie— 
rigkeiten. Man hat nämlich herausgefun— 
den, daß der niedrigste Temperaturgrad 
der nächstfolgenden Nacht stets4 Grad 
Celsius tiefer, ist, als das feuchte Ther— 
mometer am Nachmittag zeigt. Das feuchte 
Thermometer stellt man sich auf folgende 
Weise her: Die gläserne Kugel eines Cel— 
sius-Thermometers umlegt man mit einem 
rundgeschnittenen Stückchen dünner, alter 
Leinwand von der Größe eines Talers, 
bindet das Zeug über der Kugel mit 
einem Zwirnfaden und schlingt um die 
Kugel über der Leinwand acht bis zehn 
Baumwollfäden noch übereinander, deren 
bestimmen zu können, 
Enden (nach unten herabhängend) in ein 
Gefäß mit Wasser reichen. Hierauf hringt 
man das Thermometer an einen zugfreien, 
von der Sonne nicht beschienenen Ort, am 
besten in einen Bretterkasten mit durch— 
brochener Vorderseite (Drahtgeflecht). — 
Sinkt die Temperatur vor nachmittags 
4. Uhr unter plus. 4 Grad, so ist wäh— 
rend der Nacht mit durchschnittlicher Gewiß⸗ 
heit Frost zu erwarten. Diese Voraus— 
hestimmungen sind wegen, ihrer Zuverläs⸗ 
sigkeit für alle Gartenbesitzer und Land— 
wirte von größter Wichtigkeit, zumal man 
bereits von nachmittags 1 Uhr an nach 
den gemachten Erfahrungen den Nacht— 
frost vorher wissen kann. 
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