Volltext: Der Spaßvogel 1931 (1931)

tehen, der auch auf den Hasen anlegt. 
Auweh, denk ich mir, wenn das der Jager 
ist, nachher ist's gefehlt um dich... Schießen 
rau ich mir nimmer, und der Has ist schon 
o nahe bei mir, daß er schon an meinen 
Strohschuhen schrefelt. Jetzt kann's dich's 
Leben kosten, Kaspar, denk ich mir, wenn 
der andere droben schießt und trifft nicht 
gut, Richtig, kracht's auch schon, und der 
Has liegt maustot vor meinen Füßen. Wie 
ich mein Leben behalten hab', ist mir auch 
die Schneid', wieder kommen, und da hab' 
ich mir denkt; Jager, oder wer du sonst 
bist, den Hasen, sollst mir, nicht kriegen 
der gehört mir! Gesehen hast mich noch 
nicht und kennen tust mich auch nicht, weil 
ich einen Wergbart hab'. Wenn du jehtz 
daherkommst und büchst dich um den Hasen, 
nachher stoß' ich dich in den Schnee hinein 
und spring' mit dem Hasen davon... Kich— 
lig, der Jager, ein ganz ein schwarzer Ge— 
ell, lackelt schon daher und hebt mir den 
Hafen von, den Füßen weg. Da geb' ich ihm 
einen Stoß ins Genick, daß ich mein', es 
zerrennt ihn ganz und gar.Aber, was 
ist's? Ich stoß in die Luft und auf einmal 
ist kein Jager und kein Has da. Wie weg— 
geblasen! ... Mein Lieber, da bin ich aber 
heimgezottelt und die Haar sind mir geberg 
gestanden, daß 's mir die Pelzhauben der 
hebt hat. Und alleweil hab' ich wieder 
Amgeschaut, ob mir der Jager nicht nach— 
stteigt. Aber ich hab' nichts mehr gehört und 
gesehen .. .“ 
.„Ja mein,“ sagt der Häuslsepp, „das 
ist ein Blendwerk gewesen, aber kein gutes. 
Kennst dich aus. Kaspar, wer der Jager 
in dec Wirchklichkeit gewesen ist?“ 
„Ich kann mir's schon denken. .“ 
„Man nennt den Namen nicht gern... 
Aber als Jager geht er gernSft ein⸗ 
mal kommt er. auch als Hund daher, wie 
selbigesmal, wie ich mit dem Peterhauern 
— 
damals beim Peterbauern noch ein Hüter— 
oub gewesen und der, Michl, hat in Geh— 
mannsberg heim Rinicher Kloster drinnen 
eine Hochzeiterin gehabt. Und weil dort 
Tanzmusik gewesen ist Jaßt, halt der Mich 
gar nicht aus; „Geh mit, daß ich nicht allein 
hin: ich halt dich zechfrei Mit lauter 
Betteln und, Benzen din ich halt doch mit- 
gegangen. Wie wir bei stochdunkler Nacht 
auf die Schlager Höh' hinausfommen, laufi 
vor uns auf einmal ein großer, schwarzer 
Hund daher, ein Hund wie ein Suerkacbl. 
Michl ag' iche „siehst den schwarzen 
Hund?“ Der Michl sieht nichts. Aber der 
Hund ist dagewesen, nur ein paar. Schritte 
bor uns. Wenn wir stehen geblieben sind, 
st er guch gestanden, wenn war gegangen 
ind, ist er guch gegangen. Da hat mich halt 
doch die Wut gepackt und ich hau' dem 
hund meinen Stechken ums Kreuz. Hab' ich 
zemeint... Aber ich hab' bloß auf die 
gefronene Straßen aufgetroffen, und mir 
die Arme so derprellt, daß ich ein zweites— 
nal nimmer zuhauen hätt' können. Und der 
Hund ist alleweil noch dagewesen. Jeßt hat 
mir aber gegraust. J T.. 3 
„„Michl,“ sag' ich, „geh' allein. Ich 
kehr' um .“ 
„Kehrst halt um,“ sagt der Michl 
„weil ich jetzt den Hund selber seh'. Der 
vird mich schon richtig hineinführen auf 
Gehmannsberg.5.8 
Und er hat ihn auch hineingeführt. 
Was ist's gewesen! Der Michl ist auf 
der Tanzmusik wegen seiner Hochzeiterin 
mit den Gehmannsberger Buben ins raufen 
gekommen. Den ganzen Tanzboden hat er 
ausgeräumt, der Michl mit seiner Bären⸗ 
raft. Aber der Letzte, den er hinausfeuert, 
zennt ihm das lange Messer in die Brust, 
daß er inwendig verblutet wär', wenn ihm 
ticht ein Musikant das Blut mit'm Trom— 
tenmundstück alleweil herausgesogen hätt'. 
Das hat er gehabt von der Tanzmusik. Ja, 
nein Lieber, der schwarze Hund.... Ich 
veiß, was ich, weiß.... Und was ich sel⸗ 
der erlebt hab', laß' ich mir nicht nehmen. 
Ein ganzes Buch könnt' ich vollschreiben.“ 
Dec Lichtspan ist niedergebrannt. Die 
Dirnen klappern mit ihren Spinnrädern 
heimzu, scheu nach allen Seiten lugend, 
B. nicht ein Gespenst irgendwo lauere. 
Die Knechte aber prahlen schon wieder: 
„Ah was!, Mix, wenn so was unterkäm 
.ich..“ Und die Hand fährt bedeut— 
n dhedie Hosenfalte, wo das lange Mes— 
er steckt. 5. 
Mir sind die Beine, die ich all die 
Zeit über eng an den Leib gezogen hatte, 
tarr und, steif geworden. Ueber den Rücken 
rieseln mir eisige Schauer. Dennoch freue 
ich mich schon wieder auf das naͤchste Mal, 
wenn die Waldleute wieder solche Geister— 
geschichten erzählen, die ich in meinen Kna— 
benträumen schaurig nacherlebe, bis mich 
— im Traum — der Teufel doch in die 
Zehen zwickt . ..
	        
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