der uralten Fleischtruhe. Und der Sau—
schneider hebt den Deckel auf... „Alle
guten Geiste! “
Dann entfällt ihm, der Hackelstecken.
Die Zaunederin tut einen Schrei. Der
Sauschneider einen Schelterer... Denn in
der Fleischtruhe liegt richtig die Katze, die
die Zaunederin vor acht Tagen als einen
Geist eingesperrt hat... Und das Luder
rührt sich noch gar nicht.. . So dick und
vollgefressen ist die Katze, daß sie sich
nicht einmal regen kann. Oder mag...
Denn wenn man einmal —., als Katze —
ungestört acht Tage lang in einer voll—
gefüllten Fleischtruhe sein darf, dann hat
man ein gewisses Hausrecht.
Der, Sauschneider sieht mit Entsetzen
das riesige Loch, das das Ludersvieh in
den Fleischberg gefressen hat. Und die
Zaunederin sieht es auch, dieses Loch und
ist wieder einer Ohnmacht nahe. Denn
nichts geht der Zaunederin so zu Herzen,
wie ein Loch im Schmalzhafen oder in
der Fleischtruhe. WV
Jetzt rafft der Sauschneider seinen
Hackelstecken wieder auauff.
„Ob du gehen willst, du Mistvieh?!
Drohend Ichwingt er den Stecken.
Da pfaucht ihn die Katze gröblich
an, stellt den Schweif auf und trollt sich
gemächlich aus der Fleischtruhe. Erst wie
ihr die Zaunederin den Schlüsselbund nach—
schmeißt, macht sie einen Sprung aus der
—— * und kollert die Bodenstiege hin—
unter.
„Der Sauschneider senkt den Hackel—
stecken. M 3
Die Zaunederin klaubt den Schlüssel—
bund auf.—
Drann starren beide einträchtig auf das
Loch in der Fleischtruhe. —
„Vor, acht, Tägen sollten wir schon
herauf sein“, sagt der Sauschneider.
„Oder ein Licht wenn ich mir genom—
men hätt!...“, die Zaunederin.
„Weil es diesmal kein Geist war, son—
dern die Katze... Recht hast, ganz recht,
Zaunederin. Ein Licht solltest genommen
haben... Aber was hilft jetzt das Reden
und das Raten? Das Loch da im Fleisch—
berg wird deshalb nicht kleiner. Eher
größer... wenn du mir ein Rankerl oder
zwei geben willst, Zaunederin. Denn weißt,
wenn ich nicht gewesen wär“ mit dem
Hackelstecken, das Katzenluder hätte dir das
ganze Fleisch zusammengefressen. .“
„Es kommt mir auf ein Rankerl oder
zwei nicht an, Sauschneider. Solchene, wo
die Katz angefressen hat... Aber gelt,
— tust keinem Menschen was von dem
eist. ..“
„J wo! Wem soll ich denn was
sagen? Und gelt, sag' fein du,auch nichts.
Wir können ja alle zwei nichts dafür,
daß es, diesmal kein Geist war, sondern
bloß eine Katz. Denn Katzen muß es
ja auch geben, so gut wie Geister. Und
daß es Geister gibt, das wirst so gut
wissen wie ich, Zaunederin, und wenn die
Leut“ tausendmal sagen, das ist ein Aber—
glauben. ..“
„Ich weiß, was ich weiß“, sagt die
Zaunederin. „Wie oft hab' ich schon was
gehört und gesehen, was unmöglich eine
Katz hat sein können..“ I
„Recht hast“, sagt der Sauschneider.
„Denn was wahr ist, muß wahr sein...
Und jetzt —. was für Rankerl, die die
Katz angefressen hat, darf ich mir denn
mitnehmen, Zaunederin? Geh, sei so gut
und such, mir selber ein paar aus. Weißt,
ich möcht, nicht so grob sein... Aber pres—
sieren tut's mir schon, weil ich zum Bal—
samer, Peter hinüher muß. Weißt, der
hat eine Kuh, die seit drei Wochen keinen
Tropfen Milch mehr gibt. Die Dirn sagt,
die ist verhext. ..“ —
„Gelt? Das sag' ich auch. Ja, ja.
es gibt schon etwas...“
. „Natürlich gibt's was! Und was wahr
ist, muß wahr sein.. So... schönen Dank
für die Rankerl, Zaunederin. Gelt und
wenn du wieder einmal in der Not bist
wegen einem Geist, tu mir nur die Post,
ich bin allemal gleich da. Denn die Zaun—
ederin lass' ich nicht hint', so wahr ich der
Sauschneider bin. Denn was wahr ist,
muß wahr sein... Alle guten Geister...!“
J