Volltext: Der Spaßvogel 1930 (1930)

ob ich bei ihnen über Nacht bleiben könnte, 
warf der Mann, wie ich bemerkte, seiner 
Frau einen eigentümlichen Blick zu und 
nach einer flüsternd geführten kurzen Ver— 
shändigung sagte man mir in varschem 
Tone, daß ich ein Bett haben könnte. 
In meinem Leben habe ich schon oft 
auf jede Annehmlichkeit verzichten müssen, 
und so brachte mich das elende Abendessen, 
das man mir vorsetzte, und das noch elen— 
dere Schlafzimmer, in das ich nach been— 
detem Abendbrot geführt wurde, durchaus 
nicht aus meiner Verfassung. J 
Kaum hatte ich 
mich auf die Prit— 
sche gelegt, als ich 
auch schon in einen 
tiefen Schlummer 
fiel, da ich sehr 
müde war. 
Wie lange ich 
schlief, vermag ich 
nicht zu sagen, ich 
weiß nur, daß ich 
durch ein dumpfes 
Geräusch aufge— 
weckt wurde, wel—⸗ 
ches sich wie ent— 
ferntes Hämmern 
anhörte. 
Ich stand auf 
und trat ans Fen— 
ster; der Mond 
stand bereits tief 
am westlichen Ho— 
rizont, woraus ich 
schließen donnte, 
daß der Morgen 
nicht mehr fern 
war. 
Das Gerüäusch, 
das mich erweckte, 
konnte man am— 
Fenster deutlicher I 
als im Hintergrunde des Zimmers hören. 
Es schien aus einigen, abseits liegenden 
Häusern zu kommen, die ungefähr fünfzig 
bis achtzig Meter vom Wirtshause ent— 
fernt lagen. 
Em unwiderstehlicher Drang erfaßte 
mich, die Ursache des geheimnisvollen Ge— 
räusches zu entdechen und je länger das— 
selbe andauerte, desto größer wurde mein 
Verlangen, zu erkunden, woher die Töne 
kamen, so daß ich mich entschloß, den— 
selben nachzugehen. Ein paar Schritte 
hrachten mich in den unteren Raum, den 
ich jedoch vollständig leer fand. Ich schlich 
zur Türe und nachdem ich diese ganz ge— 
räuschlos geöffnet hatte, befand ich mich 
draußen im Mondschein. 
Keine Menschenseele erblickte ich, nur 
das Geräusch war zu hören und um so 
lauter, je mehr ich mich der Stelle nä— 
herte, woher es meiner Meinung nach zu 
kommen schien. 
Endlich stand ich vor einem langen, 
niedrigen Gebäude, aus dessen Ritzen ein 
schwacher Lichtschimmer drang. — 
Ich bückte mich, um durch das Schlüs— 
selloch zu sehen, 
und da sah ich zu 
meiner allergröß— 
ten Ueberraschung 
wohl ein halbes 
Dutzend kräftig 
aussehender Män—⸗ 
ner, die mit ab— 
gelegten Röcken 
und aufgekrempel— 
ten Aermeln sich 
den verschiedensten 
Beschäftigungen 
hingaben. 
Eimnige arbeite— 
ten mit Hammer 
und Amboß, an— 
dere beobachteten 
das. Gießen des 
flüssigen Metalles 
m Formen und 
wieder andere be— 
schäftigten sich da— 
mit, Ränder an 
Muünzen auszurie— 
fen. F 
In einem Au— 
genblich erkannte 
ich die ganze 
Wahrheit. Hier 
war die Werk— 
stätte der Falschmünzerbande, die ich ent— 
decken wollke und meinWirt und seine 
Frau gehörten augenscheinlich dazu, denn 
in der einen Ecke sah ich auch sie in vol— 
ler Tätigkeit. Der Mann, war damit be⸗ 
schäftigt, einige Stücke, die eben aus der 
Form gekommen waren, zu polieren; die 
Frau, die fertigen Münzen in Rollen zu 
berpacken. 
Ich hatte genug gesehen und stand 
schon im Begriff, nach meinem Schlaf— 
raum zurückzukehren, als ich plötzlich eine 
schwere Hand auf meiner Schulter fühlte 
3. * 
„Ich wollte ein bißchen im Mond— 
schein spazieren gehen“, antwortete ich, be— 
müht, meine Geistesgegenwart zu bewahren. 
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