Volltext: Der Spaßvogel 1927 (1927)

„Will 's glauben,“ sagte der Doktor. 
„Mußt aber dem Bauern auch etwas ver— 
Jönnen, sonst kommt er nicht zu Kräften. Also 
3 beste wär', du tät'st ihm eine gute Hen— 
nensuppen kochen. So b'hüt Gott! Morgen 
komm ich nachschauen.“ 
Als nun der Doktor am folgenden Tage 
wiederkam, lief ihm Vev mit aufgehobenen 
Händen entgegen: „Na, Herr Doktor, mit 
der Kost, wie ös meint's, kommt er weiter 
nit zu Kräften. Er muß alleweil speiben.“ 
„Hast wohl nichts Unrechtes erwischt, 
Bäuerin?“ fragte der Doktor besorgt. 
„Na, beileib nit, Herr Doktor! Hab al— 
les gemacht wie ös mir's g'sagt habts. Mit 
die weichgesottenen Eier hat's mich freilich 
g'stiert. Zwei Stunden lang hab' ich sie 
g'sotten und alleweil sein sie noch hart zum 
Angreifen gewesen.“ 
„Fünf Vaterunserlang sieden hätte es 
auch getan,“ sagte der Doktor, „aber halt 
aufschlagen hättest du sie müssen.“ 
„Ja, davon habt ös nixen g'sagt,“ be— 
merkte Vev gereizt. „Jhab' gemeint, die gan— 
zen Eier z'samt der Schalen sollt' i ihm ge— 
ben. Und dös hat er nit g'schlund'n.“ 
„Glaub's gern,“ sagte der Doktor im 
Tone der Ueberzeugung. Aber die Hühner— 
suppe wird er wenigstens gegessen haben?“ 
„No, da erscht! Mit lauter gute Wort' 
han i ihm a paar Löffel abi derbracht. Her— 
g'sechen hats schon, es geht gar nöt. Aber wie 
— 
— 
— — 
iwieder damit kemmen bin, hat er mir die 
Schüssel an den Kopf g'schmissen und grausli 
g'flucht über dö Kost.“ 
„Ja ums Himmelswillen, Bäuerin, wie 
hast denn die Suppen g'macht?“ 
„Grad a so, wie i's alle Tog mach. A 
Handlvoll Heublumen ins siedige Wasser und 
a Handlvoll Haberkern dazu und a Portion 
weizene Kleien dreing'rührt, grad so wie i's 
alle Tag für meine Hennen koch'. Aber denkt 
han i mers glei, dös werd nixen sein für 'n 
Bauern sein schlechten Magen, wenn's a die 
Hennen gern mögen und gut legen derbei.“ 
„Bäuerin“ rief der Doktor lachend, 
„dein Mann hat eine gute Natur.“ 
„Sell hat er ah,“ erwiderte sie ärger— 
lich, „sonst tät er's nit aushalten, wie ös ihn 
peinigt's. Z'erst soll er in Zugluft liegen, 
aachher soll er ins eiskalte Wasser eini/ nach— 
her foll er Eierschallen zerkuien, nachher soll 
er a Hennenkoch fressen. Na, da is mer decht 
der Dorfmichel lieber.“ 
Der Doktor wußte nicht, ob er sich är— 
gern oder lachen solle. Er entschied sich aber 
endlich fürs Lachen. Und dann ließ er den 
Naz in den Händen seiner treuen Pflegerin 
an der Hopfen und Malz verloren war. 
Als er das nächstemal wiederkam, hatte das 
Fieber aufgehört; der Kranke war aufgestan— 
den und aß Schweinernes. Er hatte eben eine 
gute Natur! 
—— MF 
Uιαι 
Die Frankenfälscher. 
Die Welt ist es gewohnt geworden, in 
der Nachkriegszeit extragroße Blüten aus 
dem Sumpf der Korruption und Verderbt— 
heit sich entfalten zu sehen, die als die üble 
Ernte des Weltkrieges hingenommen werden 
müssen. Eine jener Skandalaffairen, die nicht 
allein auf wirtschaftlichem Gebiet, sondern 
auch im Reiche der hohen Politik dauernd in 
die Geschichte der Nachkriegszeit aufgenom— 
men werden wird, ist die ungarische Fran— 
kenfälschung. Unter dem Schutze der höchsten 
Würdenträger des Landes wurden die Zah— 
ungsmitel von Siegerstaaten in riesigem 
Ausmaß verfälscht und nur ein Zufall brachte 
vorzeitig Licht in diese Sache. Im Juli 1925 
begann bereits die Beobachtung der Geld— 
fälscher, bis Ende des Jahres währten die 
geheimen Nachforschungen und dann endlich 
krat die Untersuchung in das Licht der Oef— 
fentlichkeit. Der Name des Prinzen Win— 
dischgrätz, des Budapester Stadthauptmannes 
Nadossy und anderer großer Regierungsmit—
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.