Volltext: Der Spaßvogel 1927 (1927)

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Elefanten, aber bei dir wird aus einem 
weißen Hirschen eine weiße Maus. Jetzt 
habe in g'nug! Mutter, lang' mir den Hasel— 
hussern 'raus, damit ich ihm die weißen 
Mäus' austreib' ... Lausbua, e...! Is 
der Rotzlöffel noch net trocken hinter den 
Wascheln und lügt schon wie a Großer. Lüg' 
jnei, lügt dei' Mutter net und du ...“ 
„In lüg' ja aa net, Vater; i' erzähl' 
ja bloß, was i heut' g'seh'n hab' im Wald 
auf dem Heimweg von der Schul'. Und wenn 
du mir auch die weiße Maus net glaubst, 
die mir über den Weg gelaufen ist, — das 
Rauschen im Wald laß i' mir net abstrei— 
ten! Das Rauschen wirst wohl schon ssel— 
ber g'hört haben, und heut' war's so deut— 
lich, als wenn ein weißer Hirsch über mich 
weggesprungen wär'. Vielleicht war's eine 
weiße Wolke, oder ein Wind — aber das 
Rauschen hab' i g'hört und das Weiße, 
was i' g'seh'n hab', laß i' mir aa net neh— 
men ...“ 
„Bua, sei stad jetzt und geh' in d' Stu— 
ben zu der Mutter. Nachher red', i' noch 
a Woͤrtl mit dir ... Was hör' i'? Jetzt 
erzählt er die G'schicht! vom weißen Hir— 
schen seiner Mutter! Und natürli“ — die 
glaubt's ihm! Jetzt kenn' i' mi' leibhaftig 
nimmer aus: Woher nur der Bub dös Lü— 
gen hat? Lüg' i' net, lügt sei Mutter net .. 
Na, der kann gut werden ... Ja, woher er's 
nur haben mag, dös Lügen! Etwa liegt's 
doch im Blut? Is sein. Vater a Jager, war 
sei“ Großvater a Jager und sein Urgroß— 
bater aa. .. Aber wenn die Jungen aa 
schon aufschneiden, was sollen denn nachher 
wir Alten sagen? Und so faustdicke Lügen! 
Ja, wo er's nur her hat, der Rotzbua? Lüg' 
jnet, lügt sei' Mutter net ... Na wart', 
Kerl . . . Den weißen Hirschen, den treib' 
dir noch aus!“ 
OV 6I58 
Die Abmagerungskur. 
Ein heiteres Geschichtchen von Frz. Turba. 
Nachdruck verboten. 
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Der Karlinger Lenz, der Wirt von Roß— 
leiten, wiegt gut seine 120, 130 Kilo. „Kar— 
linger“, sagt einmal der Doktor, „Karlinger, 
Sie werden von Tag zu Tag dicker. So 
kann das nicht weiter gehen! Ich rat' Ihnen, 
schauen Sie endlich dazu, daß Sie mager 
werden, denn sonst . ..!“ — „Mager wer— 
den! Wär' schon recht das Magerwerden! 
Aber wie fang ich das an, daß i' mager 
werd?“ fragt der Wirt. — „Sie müssen 
eben jeden Tag regelmäßig Bewegung ma— 
chen, Karlinger,“ meint der Doktor. — „Be— 
wegung machen! Wie soll ich mit meinen 
130 Kilo jeden Tag Bewegung machen? 
Wenn ich nur 10 Schritte geh; hängt mir 
die Zunge heraus und ich habe Appetit, daß 
ich für fünfe essen muß.“ — „Dann müs— 
sen Sie eben reiten! Sie waren doch in 
Ihrer Jugend beim Militär, Karlinger? Bei 
den Dragonern, wie Sie immer erzählen? 
Nun also, dann steigen Sie ein paar Wo— 
chen lang jeden Tag auf Ihren Pinzgauer 
hinauf, verfolgen Sie regelmäßig den Ge— 
wichtsverlust und Sie werden sehen, wie 
leicht und schnell das Magerwerden geht!“ 
Nach drei Wochen trifft der Doktor 
wieder den Karlinger. 
„Nun, Karlinger,“ fragt er, „wie gehts? 
A—— 
ja, Herr Doktor,“ seufzt Karlinger. — „Nun, 
vas haben Sie bisher für einen Gewichts— 
verlust feststellen können, Karlinger?“ — 
„30 Kilo, Herr Doktor.“ — „Was? 30 
hilo? In drei Wochen? Das ist ja mehr 
als ein großartiger Erfolg! Wirklich, das 
jähe Ihnen kein Mensch an, daß Sie in 
dieser kurzen Zeit dreißig Kilo eingebüßt 
und so vieles mager sind 'worden!“ — „Ja, 
ja, Herr Doktor, ich selber bin freilich nicht 
nager 'worden, aber mein Roß hat bei der 
Plag' dreißig Kilo verloren ...“
	        
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