Volltext: Der Spaßvogel 1927 (1927)

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BDer Taxensepp.“ 
Humoreske von Wolfgang Kemter. 
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Nachdruck verboten. 
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IEcxensepp, der vor dem kleinen Häus— 
III chen, das hoch droben am Berge 
fstand, Holz hackte, das, Beil in 
den Hadhstock schlagend und sich, seinem 
Weibe zuwendend, das eben den Weg vom 
Dorfe heraufkam. 
Die Taxenkathl antwortete zunächst 
nicht, denn sie schickte sich gerade an, das 
leßte und steilste Stück Weges zu neh— 
men. Als sie aber dann oben war und 
aufs Haus zuschritt, da fragte sie mit ihrer 
hohen, dünnen Stimme: „Was willst?“ 
Ob a Fleisch hast? Verstehst wohl 
nimmer deutsch“, murrte der Taxenysepp. 
„Aha, a Fleisch möcht der noble Herr“, 
lachte die Kathl spöttisch. „Dös kannst du 
dir fein denken. Glaubst, ich kauf, dem 
Juden im Dorf drunten dös Fleisch ab. 
Am sündteuers Geld, nix wie Haut und 
Knochen, kein bißchen Fett, kein bißchen 
Fleisch, da dank' ich schön, wir haben das 
veld nit gauf der Straßen g'funden. A 
Schand und a Spott ist's, so ein Fleisch 
zu verkaufen, einsperren sollte man, die Ha— 
derlumpen. Aber wenn was sagst, nach— 
her hängen sie dir nur 's Maul an. Schnek— 
ken, hab' ich g'sagt, eßt es selber.“ 
So schimpfte und keifte die Taxen— 
kathl. Ihr Mann aber, der ihr, die ins 
Dorf hinuntergegangen war, um Wald— 
beeren zu verkaufen und dafür Lebensmittel 
einzutauschen, extra den Auftrag gegeben 
hatte, von dem Erlöse auch wieder ein— 
mal ein Stück Fleisch heim Metzger zu 
kaufen, rief wütend: „Was, kein Fleisch 
bringst, du dumme, Urschel. Glaubst, der 
Mehger hätt' kein besseres Stückel g'habt. 
Man muß freilich nit alles nehmen, was 
einem die Herrn geben wollen, da wären 
wir armen, Leut fein petschiert. Aber un— 
—A 
hättest sollen, bist sonst g nit aufs 
aul gefallen. Rachher hättest a Fleisch 
bekommen. Statt dessen laufst davon, und 
schimpfst hinterher, Schneegans. Wär' nit 
z'viel, wieder einmal ein Bröckerl Fleisch 
zu kriegen, ein Vierteljahr ist 's völlig 
her seit dem letzten Mal.“ 
„Und wenn 's ein ganzes Jahr wär,“ 
schrie die Kathl erbost, „tät ich dös Glump 
richt kaufen. Ist so teuer und nur Haut 
und Knochen, ja Schnecken, dös vermögen 
wir nicht.“ 
„Nachher kannst mi gern haben, blö— 
des Frauenzimmer!“ rief der Taxensepp 
boll Wut und ging ins Haus. Schimp— 
fend und brummend folgte ihm die Kathl 
ind fing alsbald an, in der Küche herum— 
zuhantieren. 
Der Sepp aber stieg unters Dach hin— 
auf, kam bald nachher in Joppe und Hut, 
nit einem Ruchssack auf dem Rücken und 
einem Gewehr in der Hand wieder herunter. 
„Wo willst denn du hin?“ fragte die 
Kathl. 
Der Nase nach“, lautete die grobe 
Antwort. „Wenn du ka Fleisch herbringst, 
nachher werd' halt i schauen, müssen. Ein 
Fleisch will ich wieder einmal haben. Fix 
nochamal.“ 
So, so!“ ereiferte sich die Kathl und 
tellte sich mit in die Hüften gestemmten 
händen vor ihren Ehegemahl hin; „vwil— 
dern willst gehen, hast wohl vergessen, was 
dem Herrn Förster versprochen hast, hoch 
—DD 
vischt hat. Nimmer wildern wirst, hast ihm 
Fersprochen, und er hat dich laufen lassen, 
veil eh nix g'schossen g'habt, hast. Und 
etzt sind die guten Vorsätz wieder dahin. 
Se erwischen dich sicher wieder, Tolpatsch, 
bist eh' z dumm zum Wildern, dann stek— 
ken sie dich ins Loch und morgen will der 
Zunterer mit dem Mähen beginnen. Hat 
nir noch extrg aufgetragen, du sollst um 
viere in der Früh unten sein.“ 
„Ist schon recht, ein zweites Mal,er 
wischen sie den Taxensepp nicht, kannst Gift 
drauf nehmen. Und überhaupt, ich werd' 
schon ein anderes Revier aufsuchen, wons 
den Herrn Förster nichts angeht. Endlich
	        
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