Volltext: Der Spaßvogel 1927 (1927)

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Der Gemsbart. 
Von F. Merheim. 
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Nachdruck verboten! 
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IF it vier Jahren trug ich meinen 
ersten Gamsbart, obwohl es in 
der Waldheimat keine Gemsen 
29gqdaoab. Es war ein Gamsbart aus 
— Berlin...“ 
Wie das kam? 
Mein Vetter, der Jagdherr am Eschen— 
berg und Eisenstein, wo es die vielen 
Auerhähne gab, hatte seinen Berliner 
Jagdfreund zur Balz eingeladen. Oder 
eigentlich der Berliner hatte sich selbst ein— 
geladen, weil er fürs Leben gern einmal 
einen Auerhahn geschossen hätte. Und rich— 
tig, heute hatte er „seinen Auerhahn“ er— 
legt, dieser Berliner, der so unermeßlich 
ceich sein sollte, daß er fünf Bezirksäm— 
ter kaufen konnte, und noch ein paar Dör— 
fer dazu, wie nein Vetter behauptete. 
Er hatte für das Schießendürfen des 
Hahnes mehr bezahlt. als der Metzger 
für eine Sau mit, vier Zentnern Schlacht— 
gewicht — bloß für das, Schießendürfen! 
Aber geschossen hatte den Hahn eigent— 
— 
hilfe, denn der Berliner hätte ihn doch 
nicht getrofffen. 
GSleichwohl hatte der Berliner eine 
solche Freude mu dem Hahn, daß er, alles 
im Dorse einlud, was irgendwie mit der 
Jagd zusammenhing. 
Es gab em Festessen mit Freibier beim 
Vetter, der Gastwirt, Gutsbesitzer und 
Jagdherr mm einem war. Ich war auch bei 
den Geladenen, trotz meiner vier Jahre, 
denn ich hatte schon einmal als Freiwilliger 
bei einer Treibjagd mitgewirkt. *25 
Da sazzen wir nun im festlich geschmück— 
ten Jagdzimmer des Vetters nach Rang 
und Würde an der Tafel, die Hüte jäge— 
risch ins Genid gerückt. Zu oberst der strah— 
lende Berliner. Zu seiner Rechten der Vet— 
ter. Zu seiner Linken der Rötzer. Dann 
der Röhrnachmüller. Dann mein Vater, der 
auf mich Obacht gab ... Zuletzt ich.. 
Ick wunderte mich nur über den selt— 
samen Hutschmuck der Tafelrunde. 
g Mem Vetter trug einen Spielhahn— 
stoß. 
Der Rötzer einen Häherflügel. 
Der Roͤhrnachmüller einen „Anten— 
dralliy —wahrscheinlich von einer Haus—⸗ 
ente, die er in seinen Gewässern statt eines 
Wildenterichs erlegt hatte. 
Mein Vater hatte gar nichts auf dem 
Hute. Denn er war ein ernster und gesetzter 
Mann und liebte solche „Kindereien“ nicht. 
Ich aber trug stolz einen selhsterleg— 
ten „Oachtatzlschwoaf“?) und rüchkte den 
Hut ständig hin und her, damit sein 
Schmuck ja recht zur Geltung käme. 
Dabei blidte ich unverwandt nach dem 
Hute des — Berliners. VV 
So etwas Spaßiges hatte ich noch 
gar nicht gesehen. 
Es steckte in einer silbernen Hue und 
wuchs ausladend auf wie ein Wacholder— 
strauch am Waldrand, sträubte sich mit 
wunderfeinen Härchen, schlug zusammen und 
faltete sich wieder auseinander wie ein 
Pfauenrad, je nachdem der Hutinhaber sich 
hewegte. 
Und er, hewegte sich unausgesetzt, na⸗ 
mentlich mit dem Munde... .. 
Ich war ganz ‚weg mit dem spaßi— 
gen Ding. das ich in einemfort anstarrte, 
so daß der Berliner endlich auf mich auf- 
nerksam wurde und mich einer Ansprache 
würdigte: 
„Wat jefällt dir denn so, Kleener?“ 
Wos?“ fragte ich wäldlerisch zurüch, 
weil ich diese damische Mundart nicht gleich 
verstand. . ——— 
Da warf sich der Vetter als „Dol⸗ 
metsch⸗ ins Mittel: 7*5 
„Wos dir also g'follt, Franzh..“ 
. „Dös spaßige Ding da auf dem Ber— 
liner sein Huat/ — 
„Wat? Mein Jemsbart? Willste ooch 
— 3— Kleener? Sollste kriegen.. 
Jawoll!“ 
— — —W —— * J — 1. 
) Entenstoß mit gekrümmter Schwanzfeder. — 
2. Eichhörnchenschweif. * 
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