Volltext: Der Spaßvogel 1925 (1925)

strich er, mürrisch brummend, sein von 
grauen Stoppeln borstiges Kinn. Aber 
dergeblich spähte er umher, um irgend einen 
Grund zum Auslassen seines Grolls zu 
finden. In dem niederen, doch geräumigen 
Zimmer war alles schön und blank ge— 
putzt, das Feuer im Ofen brannte, wie 
er es beim geringsten kühlen Luftzug ver— 
langte, an den Türen waren die etwas ver— 
blaßten Kreidekreuze frisch nachgezogen, die 
Blumenstöcke an den Fenstern ausgiebig 
begossen, und die Traudl selbst sah so sau— 
ber und appetitlich aus, wie ein vom son— 
nigen Herbst geröteter Apfel. 
Wie sie eben, auf den Zehen schrei— 
bend, um den griesgrämigen Vaterx durch 
kein Geräusch zu stören, die Schüssel mit 
frisch gekochter Kaffeesuppe vor ihn hin— 
setzte, glitt sein Blick vom blonden Schei— 
tel des Mädchens prüfend an ihrer ganzen 
Gestalt hinunter bis zu den weißen unbe— 
kleideten Füßen.— 
„Warum laufst denn barfuß?“ knurr— 
Es war komisch, aus dem Munde des 
reichsten Bauern am Angerberg auf den 
Reichtum schimpfen zu hören, und doch 
tat Florian Leitner das mit Vorliebe. 
„Wie kannst nur so reden, Vata! Dei 
ganz's Leben hast di plagen müssen, 's 
Geld zusammenzubringa — und jetza —“ 
„Jetza hab i nix als Angst, daß i 's 
verlier,, Da Teifi soll's holen, naa, un— 
berufen — da Kirchen vermach' i 's amal. 
's nixnutzeste auf der Erd' is 's Geld. 
Vom Geld is alle Sünd in dö Welt 
kemma. 
Wann ka Geld net waar, gaab's aa 
keine Spitzbuben und Lumpen wia den 
krummen Xani. Nur vor an armen und 
ehrlichen Menschen hab i Respekt.“ 
„'n Hardanger Martl, wo g'wiß a 
armer Bua is, hast ma aba do net ver— 
gunnte“ — meinte Traudl mit schlauem 
Lächelhnnnn. ——8 
Obwohl der Bleamlbauer keinen Wi⸗ 
derspruch von anderen leiden konnte, war es 
doch seine Passion, selbst jedem zu wider— 
—* Das wußte die Tochter nur zu 
gut. 
er. J — 
Die Traudl war nicht auf den Kopf 
Flaen wußte, daß irdere Wider 
pruch der Alten reizte wie den Stier ein Ver cFaot s8 Freifi sat — 
etgocahhetu 
urchzusetzen. Wollte sie etwas erreichen, ir —errliacteskaltunamn Gafutt— 
so bat sie gerade um das Gegenteil, und verzupa mied nd dn ereh 
in seinem Eigensinn war der Bauer noch Mehfch woaß, w A hinkemma i8* 
immer ahnungslos in die Falle gegangen. —ie e utteniingis. 
„Warum du barfuß laufst?“ wieder— de Jurt hat er müssen, weil F 
holte der Bleamlbauer in wachsendem Aer— d ummen Xani hat auskemma lass'n, sell 
ger. i vVE 2 .3 . 
„Weil ma dö Schuah sparen kann““ „gNMei, er is hait todmüd g'wen auf 
entgegnete schlagfertig die Tochter n Nasht, De Weiberleut ham, ga g'schla⸗ 
Wann's di verkühlst, koft't da Dokta en. Und wia, da, Maxtlaufg'wacht is, 
und dö Nedizin mehr wie a paar Schuh— is schon zu spät g'wen.“ 
sohlen.“ 90 — „Hätt! eahm halt nachspringa soll'n.“ 
„F. Er zog den Rock fröstelnd fester um mal Fen ——— ——— 
sich — herin.“ —B — mit seine krüummen Haxen wie g Wiesel.“ 
„Aba i hab ja geheizt. ··. Leid is ma's schon, daß da Martl 
„Wann's drauüßt so warm is, brauchst furt is,“ sagte der Bauer nach einer Wei— 
„Nacha kann i mi mit dö bloßen Hof — und allweil do Angst — 
aße aa net verkühlen,“ triumphierte t di Niedatpang dan er aba net?“ frag⸗ 
Traudl. J e die Trau auernd. 
Der Bauer fluchte für sich, da er sih„Meina Seel, wann er den Xani ver— 
geschlagen sah, aber er suchte die Nieder- wischet, sollt er da künfti Hundsjochhofer 
lage durch einen neuen Angriff zu ver— wer'n· deetR , 
en. WVW „Und mei Moe —— 
„Weg'm Geld brauchst net barfußet „Freili, hab i's net eh g'sagt,?“ 
umanandzulaufen. 's Geld is scho' dös „Sell glaub' i net““ 
Dümmst, was da Mensch haben kann, Hab'ni jemals a Lug giredt?“ brau— 
Gar ka Geld sollt's geben auf dera Welt.“ ste der Bauer auf. „Wann i sag, du hei— 
te
	        
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