Volltext: Der Spaßvogel 1921 (1921)

und darum mußt du sterben! Ich habe 
d Ieq. Tode ͤberliefert, Verraͤter! Eei 
verslu 3. .. 9— F 
Durch Bedienstete des Schloßes erfuh⸗ 
ren wir hernach, daß Jula — eine Ren 
und Richte Ilonas — im Schloße erzogen 
und da das Chepaar linderlos blieb, wie 
eine Tochter gehalten wurde. — Vor Jah⸗ 
resfrist aber datte das hübsche bnge Mãd⸗ 
hen das Gut verlassen und niemand wußte, 
was aus ihm gewordernn. 
Keiner von den Anserigen sah das Weib 
des Gerichteten wieder, auch wurde das 
bappta uartier nach einem anderen Ort ver⸗ 
Nach länger als einem Jahre, als ich 
F einem anderen Kriegsschauplatze weilte, 
führte mich der Zufall mit einem jungen 
Offizier zusammen, der in jener Gegend, die 
Heimat war, seinen Urlaub verbrac 
atte. Wir kdamen auf das Gut du spte 
hen und auch auf, die Herrin desselben. un 
da erzählte er, daß Ilona mit nie nand 
verklehre und ein menschenscheues Taseir 
ühre. — 3 Haar it weiß geworden“ 
agte er, „und einen einen Knaben hal 
je bei sich, an dem sie mit abssttischer 
Liebe hängt. er ist das Einzige, das lit 
an's Leben. gen — 
Ich ahnte die 8 ertunst dige Kindes 
Ahlte, dah sie es als ein Vermächtnis ihres 
einst — so * rmig geliebten Gatten, 7* den b 
dem Tode AUberliefert hatte, betrachtete. Ein 
Vermaͤchhtnis des Gatten, an dem sie Racht 
geübt für seine Treulosigkeit und Falschheit 
an dem, aber doch ihr Herz in heißer, ni 
erlöschender Liebe hing . — 
Moge dieles Herz den Trieden finden 
— — 
—I 
** 
ine Leiche, die sich die Nase wischt. 
Eine L Orleans, 
der von 1716 1723 Regent von Frank⸗ 
reich war, die Prinzessin von Sens, war 
in hohem Alter gestorben und lag, ihrem 
Range gemäß, auf dem Paradebett. Bei 
hren Lebzeiten war sie eine der wunder⸗ 
lichsten Pers en gege en und hatte gant 
Paris mit ihren Schrullen beschastgt g0 
biesen gehörte namentlich guch, daß sie 
— wie ihr Vetter, der Sohn des Re— 
genten — außer sich geriet, wenn — 
erzählte, dieser oder jener sei gestorben, 
oder auch nur einen Längst, Verstorbenen 
als tot e „Wer sich untersteht, 
der verstorbene König oder dergleichen zu 
sagen“, xrief sie voller Wut, „den jage 
ich auf der Stelle aus meinem Dienst!“ 
Die Folge davon war, daß ihre Umgebung 
um sich Unannehmlichkeiten zu ersparem 
alle Briefe verbrannte, mit Ausnahme derer 
des Königs, die für die Prinzessin eingin⸗ 
gen; denn wehe dem Pagen, der das Un⸗ 
glück hatte, ihr einen Brief zu überrei⸗ 
chen, worin ein Todesfall gemeldet wurde. 
Selbst mit ihrem Leben sollten ihre Ab⸗ 
sonderlichkeiten nicht aufhören. Als sie 
auf dem Paradebett lag, strömte ganz Pa— 
ris herbei, um die Person noch einmal 
zu sehen, von der man soviel Absonderli⸗ 
hes gehört hatte. RWer siehe da, al 
die Menge in ——— steht und 
die e ze der Zinge chiedenen 
betrachtet, ebt dies hort den rechten 
Arm, führl ein Talschenluch zum Gesicht 
und wischt sich nachdrücklich die Nase. 
Dies sehen und mit gesträubtem Haar hin⸗ 
ausstürzen, war für das Publikum eins, 
Was sich vor so vielen Zeugen ereignet 
eg donnte unmöglich An sein. 
War die Prinzessin vielleicht scheintod ge⸗ 
wesen und wieder erwacht? — Nein, Und 
dennoch ging die Sache ganz natürlich zu 
Nach einem alten Gebrauch am französi⸗ 
schen Hofe fielen die Kleider, in denen 
man ein Mitolied des Königshauses auf 
dem Katasalk ausstellte, der Garderoben⸗ 
frau zu. Die Prinzessin war an einem 
Geschwur im Gehirn gestorben, das sich 
nach ihrem Tode noch durch die Nase 
ausleerte. Die Garderobenfrau hatte diese 
Ausleerung bemerkt; sie fürchtete mit 
Recht, — diese die Kleider der Prinzes« 
sin beschmutzen und verderben möchte. Sie 
wußte sich daher nicht anders zu ien 
als unter die Draperie des Katafalls zu 
kriechen, und, durch diese verdeckt, das 
Butzen der Nase zu besorgen.
	        
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