Volltext: Der Spaßvogel 1921 (1921)

ich zu viel von der Schönheit dieses Punk⸗ 
tes gesagt hab!! 
Plötzlich fühlte er, daß zwei derbe 
Fäuste ihn pacten — im Augenblick hatte er 
einen harten Gegenstand zwischen den Zäh— 
nen, so daß er glaubte, ersticken zu muͤssen 
— im nächsten Moment waren seine Hände 
gefesselt, dann wurde er hintenüber geris 
* Jank auf, den Moosboden hin, und 
eine Sekunde später waren auch seine Füße 
durch feste Stahlspangen ie 
Lilflos, zu Tode er⸗ J 
chreckt, so lag er 
da und wußte noch 
immer nicht, was so 
plötzlich mit ihm 
geschehen war. 
WVor ihm stand 
der Fremde, saly 
ihn mit teuflischem 
Lächeln an und 
sagte: „Nun gestat— 
ten Sie mir wohl, 
Zerr Lorenz, daß 
sch ein wenig neu— 
gierig bin.“ Tann 
durchsuchte er mit 
ganz fabelhafter 
—— die 
Taschen des Gefan⸗ 
sehen, nahm dessen 
Uhr, Vortemon⸗ 
naie, Brieftasche, 
die Geldbors⸗ und 
den Siegelring an 
Dam öste er 
die Armspangen, 
hielt Hans an der 
einen Hand 
A— 
ihm mit der ande⸗ 
xen Rock und Weste 
aus und legte ihm 
dann die Armspangen wieder an; dann 
löste er für einen Augenblick auch die Fuhßz— 
pangen, zog ihm die Beinkleider aus und 
legte darauf die Fußspangen wieder an. 
Das alles war das Werk weniger Se⸗ 
funden und geschah mit erstaunlicher Ge— 
schwindigkeit und vollendeter Sicherheit. 
„Ich danke Ihnen vperbindlichst, Herr 
Lorenz“, sagte der Fremde, „daß Sie uns 
beiden die Sache so leicht gemacht haben.“ 
Inzwischen hatte der andere aus der 
kleinen Borkhütte, die verstedt unter einem 
Aten, Hollunderbusch stand, einen kleinen 
Keisesack herausgeholt; in diesen padte er 
den geraubkten Anzug ein und trat als 
dann wieder zu Hans hin. 
„Also nochmals meinen besten Dank, 
lieber Herr Lorenz, ich werde Ihnen nun 
die Armspangen lösen, damit Sie hier oben 
nicht zu verhungern brauchen, denn vpon 
der herrlichen Aussicht allein werden Sie 
auf die Tauer wohl kaum existieren kön— 
nen. Tie Fußspangen müssen Sie sich schon 
allein losmachen; es ist zwar für iemand, 
der das nicht kennt, ein wenig beschwer⸗ 
U lich, aber Sie be— 
greifen, daß ich 
mich erst in Sicher⸗ 
heit bringen muß. 
And wenn Sie sich 
spater ankleiden 
wol.en. dann brau— 
chen Sie sich nur 
dort in die alte 
Sütte zu bemũten, 
da finden Sie einen 
alten Anzug!“ 
Er zog sehr — 
lich den Hut un 
verschwand mit 
schnellen Schritten 
auf der anderen 
Seite der Anhöhe. 
Mit wůtenden 
Blicken sah Hans 
ihm nach, er ver— 
huchte aufzusprin⸗ 
gen, fiel aber o— 
fort hil los zurud. 
Seine Hände wa— 
ren zwar frei, doch 
schmerzten die Ge⸗ 
lenle derart, daß er 
kaum im Stande 
war, die Arme auf— 
zuheben. Zuerst be⸗ 
freite er sich von 
dem Mundknebel, 
was ihm nur mit größter Mühe gelang. 
Wie erlöst atmete er auf und schrie lant 
um Hilfe. Aber nur ein dumpfes Echo 
antwortete ihm. Trotzdem schrie er aus 
Leiheskräften. Aber es war alles um— 
7 Endlich machte er sich daran, die 
Fußspangen zu lösen. Nach einer qual- 
vollen Viertehtunde hatte er auch die Jüße 
frei. Er wollte quf pringen, fiel aber zu— 
rück weil die Fußgelenke durch den festen 
Druck der festen Stahlspangen zu sehr 
schmexzten. Auf allen Vieren troch'er nach 
der Borkhütte und fand, unter einem Hau— 
fen dürrer Blätter perkedt, die Garderpbe 
—R 
⸗Aha!“ rief der Mamn des Gesetzes, 
ada hab' ich dich aiso doch nou erwischt, 
du Galgenstrick!“
	        
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