Volltext: Der Spaßvogel 1921 (1921)

lommt er nicht, und ruhiger wird er auch 
nicht, denn die Zeit verstreicht und er 
harrt noch immer umsonst. 
tn Endlich ist noch eine qualvolle Vier— 
telstunde verstrichen — jetzt ist es ein Bier— 
tel vor fünf Uhr — und noch immer läuft 
er wartend auf und niedere. 
Da kommt der 
alte Herr lang⸗ 
sam den Weg zu⸗ 
—— Ah;, J mein 
junger Freund“, 
sagt er mit ganz 
leiser Ironie 
„man hat Sie 
wohl — hm — 
versetzt? 
Der Junge ist 
wütend über die 
Blamage, er 
möchte am lieb⸗ 
sten grob werden, 
nimmt sich aber 
zusammen und 
meint mit ver⸗ 
tellter Heiter⸗ 
keit * „Ja, so sind 
die Frauenzim⸗ 
mer: Pünktlich⸗ 
keit ist ihre Tu— 
gend nicht.“ 
Und der Alte 
mit feinem 
Spott: „Mit 
Verlaub! Sie 
müssen aber schon 
sehr verliebt sein 
daß Sie für die 
Versrätung einer 
Stunde noch ei— 
ne Entschuldi⸗ 
gung finden.“ 
Weeder schluckt 
der Junge eine 
ãrger iche Ent— 
gegnung herun⸗ 
ter, stellt sich —— 
aber ganz ruhig und sagt: „Sie haben 
übrigens ganz recht — man darf sich nicht 
zu viel bieten lassen — ich werde nicht 
mehr länger warten. ·“ 5 —————— 
MAh, bravo, junger Freund! Damit 
erreichen Sie auch entschieden mehr 
Der Junge dankt verbindlich lächelnd. 
Wenn Sie gestatten, schließe ich mich Ihnen 
„Ich bitte darum.“ 
„Gestatten: Rhode, Referendar.“ 
Sehr angenehm! Mein Rame ist 
Bergmann!“ — 
Verbeugung von beiden Seiten und 
dann gehen sie jangsam fort von der lau— 
igen Bank unter dem blühenden Holun— 
—— 
Nach einer 
Weile fragt der 
Alte: ‚Wie wäre 
es. wenn wir nun 
einen guten 
Schoppen tri ken 
gingen, damit 
Sie den Aerger 
hinunter spü⸗ 
len — 2 g 
„VHh, ich bin 
durchaus kein 
Unmensch —R 
„Recht so! 3 — 
Dann kommen 
Sie nur, ich weiß 
einen stillen 
Winkel, wo es ei⸗ 
nen wundervol⸗ 
len Rauenthaler 
gibt, dorthin ret⸗ 
ten wir uns.“ 
Zehn Minu⸗ 
ten später saßen 
sie beim Wein. 
„Ja ija, die 
Liebe,“ — sagt 
lächelnd der Alle 
und hält den 
goldhellen Wein 
gegen das Licht 
Tso Iange man 
noch die Fünszig 
vor sich hat, so 
lange hat man ja 
keine Ruhe, — 
oh, ich kenne das, 
war auch mal 
sehr jung — aber 
doch, als ich mich 
o nach und nach hinausretlete aus dem 
wilden Trubel; und noch froher war ich, 
daß ich mir die goldene, Freiheit erhal— 
ten hatte — da erst fing ich an, mit Me— 
thode zu leben!“!;!;— 9 
„Sie sind ein Feind der Ehe?“ 
D nein, das nicht gerade, aber hei— 
raten wollte ich trotzdem nicht ·· 
Der Referendar lächelte nur und trank 
das zweite Glas leer. 
4 
— 
AQuDT 
Ja ja, die Liebe,“ — sagt lächelnd 
der Alte und hält den goldhetlien Wein 
gegen das Licht 5 
— — 
F 
s
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.