Volltext: Der Spaßvogel 1916 (12. 1916)

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einen gewaltigen Sturmlauf auf Eustchen 
Müllers Herz, das ihm in der Stille schon 
längst gehörte. Doch das böse Mädel liefe 
ihn zur Strafe für seinen Wankelmut gründ¬ 
lich zappeln. m „ . 
Eines schönen Tages — Papa Bamn- 
spektor feierte just sein 25jähriges Dienstjubi¬ 
läum und Peter Grasberger befand sich unter 
der Schar der Gratulanten — traf es sich, 
daß er Gustchen allein im Eßzimmer erwischte, 
wo sie für die im Salon versammelten Gäste 
den festlichen Frühstückstisch herrichtete, auf dem 
als Krone des Glanzes eine Gänseleberpastete 
prangte. 
Eirr Zufriedener. In einer kleinen deut¬ 
schen Stadt wird ein Vortragsabend veran¬ 
staltet über die Schattenseiten des Reichtums. 
Während des Vortrages gewahrt der Redner 
im Auditorium einen Mann, den er persönlich 
kennt, und der sieben Töchter hat. Und sofort 
beschließt er, auf diesen glücklichen Vater sich 
zu beziehen. „Bedenkt," ruft er aus, „was 
es zum Beispiel bedeutet, der glückliche Vater 
sieben blühender Töchter zu sein. Fragt euch, 
mer wohl glücklicher ist: der Mann mit der 
Million oder der Vater von sieben Töchtern. 
Bitte. Herr Müller," fährt der Redner fort 
und deutet auf sein Opfer, „bitte, antworten 
Sie mir selbst: Wer ist der Glücklichere? Ver¬ 
legen steht der Angerufene auf und stottert: 
„3a, ich denke doch, der Glücklichere ist der mit 
den sieben Töchtern, denn der Mann mit, dem 
Gelbe will immer mehr, aber der mit den sieben 
Töchtern hat genug . . ." 
Optimistische Täufchllilrg. Die Gnädige 
(zur Köchin): „Es ist ja natürlich, daß Sie 
sich bald verheiraten wollen. In Ihrem In¬ 
teresse aber möchte ich Ihnen raten, sich den 
Schritt wohl zu überlegen. Das ist eine sehr 
ernste Sache!" 
Köchin: „Freilich, gnä' Frau; ich hoff 
aber, baß ich mit dem Heiraten mehr Glück 
haben werd', als gnä' Frau." 
Der finge BirNe. Das Mädel aus New- 
york ist auf dem Land in Ferien und beklagt 
sich bei dem Bauern, daß der Bulle sie immer 
so böse ansehe. „Das kommt gewiß von der 
roten Bluse, die Sie tragen," meint der, wor¬ 
auf das Großstadtkind in höchstem Staunen 
versetzt: „Sie ist ja wirklich schrecklich alt¬ 
modisch. Aber ich hätte nie und nimmer ge¬ 
dacht, daß eine Landbulle so genau weiß, was 
man trägt." 
Mit bescheidenern Stolz erklärte Gustchen, 
die Pastete zur Feier des Tages eigenhändig 
bereitst zu haben. Peter Grasberger wollt, 
seinen Ohren nicht trauen. Das war ja mehi 
Glück, als er verdiente! 
Nachdem der freudig Ueberraschte von bei 
wundervoll getrüffelten Pastete gekostet utiii 
sie geradezu köstlich gesunden hatte, vermocht! 
er seine Gefühle nicht länger zu bändigen, sau! 
der hold errötenden Kochkünstlerin liebeglühend 
zu Füßen und beschwor sie, möglichst bald 
sein süßes Frauchen zu werden. 
Worauf Eustchen Müller nichts anbei« 
zu ertöibcm wußte als einen herzhaften ftuij 
Die große Liebe. „Ich glaube Ihn« 
gar nicht, Herr Doktor. Sie haben meiner 
Freundin gesagt, baß Sie sie wahnsinnig lie¬ 
ben." „Das war vor zehn Jahren. Damals 
hatte ich noch nicht so viel Verstaub zu verlie¬ 
ren, wie heute." 
Spottvogel. i» 
Sonntagsjäger: „Donnerhagel 
ich glaubte, ber müßte unterm Feuer liege« 
Bleiben!“ 
— „Wie kann er liegen bleiben, roeffl 
Sie ihm .Lauffeuer’ geben!"
	        
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