Volltext: Mitteilungen der American Relief Administration 1920 (1920)

Eine Serie von Wohltätigkeitsveranstaltungen. 
Doch auch andere Veranstaltungen fanden im Orte statt. Das Lichtspiel 
theater gab als WohltätigkeitsVorstellung „Aschenbrödel“, der alle Kinder des 
Ortes beiwohnten. Ferner fanden athletische Spiele, Ringkämpfe, Kartenturniere 
und schließlich als Abschluß ein großer Ball im Zeughaus statt, für welchen 
ein Mitbürger die Dekorationen, ein anderer die Sessel, ein dritter die Blumen 
und ein vierter einen Teil der Erfrischungen beigesteuert hatte. 
Opferwille bei allen. 
Ich hörte von Geschäftsleuten, die während der ganzen Woche das Mittag- 
mahl wegließen, von Handelsschülerinnen, die das gleiche taten. Kinder erboten 
sich aus freien Stücken, auf ihre Portionen zu verzichten, und freuten sich, wenn 
dies Opfer angenommen wurde. In einer kleinen Methodistenkapelle, in der sich 
die allerärmsten farbigen Leute des Ortes zu versammeln pflegten, wurden 
50 Schilling gesammelt und eingesendet, und ein Schulpensionat beschloß, wäh 
rend eines Monats den Pudding zu opfern, damit jene anderen Kinder Brot 
dafür hätten. Im ganzen Distrikt fanden Sammlungen von Haus zu Haus statt 
und nur die allerärmsten Familien waren nicht in der Lage, eine Hoover- 
Rettungsstation zu bilden. Ein Chauffeur erzählte mir, daß fast jeder in der 
Stadt in irgendeiner Form seinen Beitrag geleistet habe. Er selbst habe 
50 Schilling gegeben. 
Das Hoover-Diner mit dem leeren Sessel. 
Am letzten Abend wurde; wie überall im Lande, auch bei uns das Hoover- 
Diner veranstaltet. Alle diejenigen, die in der Lage waren, vierzehn Pfund 
dafür auszugeben, waren erschienen und ergötzten sich an dem Hoover-Menu, 
das aus Kakao, Reis und trockenem Brot bestand. Es ist dies das übliche 
Mahl, mit dem die hungrigen Kinder jenseits des Meeres beteilt werden, mit 
Ausnahme des Fleisch- und Gemüsegerichtes, „denn wer“, fragte der Vorsitzende, 
„kann für den Preis, den wir zahlen, auch noch ein Fleisch- und Gemüsegericht 
erwarten?“ Als Wahrzeichen war, wie bei allen öffentlichen Diners dieser Art, 
der leere hohe Kleinkinderstuhl für den unsichtbaren Gast am Ehrenplatz 
aufgestellt. Auf einer Armlehne brannte eine Kerze als Symbol für das Kind, 
dessen Leben gerettet werden soll. 
Die Tafelredner erwiesen diesem Stuhl ihre Reverenz und sprachen 
auch manchmal zum unsichtbaren Gast von Amerikas Zuneigung zu 
ihm und von seinen Hoffnungen für seine Zukunft. 
Ein „Unsichtbarer Gast-Tag“ in den Kaffeehäusern. 
Frühstück von 500 Bankiers und Finanziers. 
Mehr als 500 Bankiers und Finanziers frühstückten, wie „New-York Times“ 
vom 2. Februar meldeten, am Tage vorher in Y. W. C. A.-Kaffeehäusern (Vereini 
gung christlicher junger Frauen) im Geschäftsviertel, damit Hoover mehrere 
tausend Dollars für das Europäische Hilfswerk aufbringen könne. Es war ein 
„Unsichtbarer Gast-Tag“ in mehr als 200 Kaffeehäusern des Landes; da 
Erträgnis sollte von Herbert Hoovers Organisation zugunsten von Kindern ii 
Zentral- und Südosteuropa verwendet werden. 
„Haben Sie kein kleineres Geld?“ fragte Fräulein R. Lacomy, Kassierin im 
Y. W. C. A.-Kaffeehaus in der Fulton Street, als ein Gast eine 100 Dollarbank 
note mit einem Zettel über genossenes Essen von 41 Cents brachte. „Nein, Sie 
brauchen nicht herausgeben“, sagte der Herr, „geben Sie den Rest Mr. Hoo- 
ver’s Fond.“ 
„Dieser Herr hat dem Hoover-Fonds schon mehr als 1,000.000 Dollar ge 
geben“, flüsterte ein Mitglied des Damenkomitees der Kassierin zu. 
Es war John D. Rockefeiler Jr. Er war begleitet von Herbert Hoover, 
John Hallowell und drei Mitgliedern des Damenkomitees des Hilfssenates Mrs. 
Golem an du Pont, Mrs. John French und Mrs. James S. Cushman.
	        
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