Volltext: Mitteilungen der American Relief Administration 1920 (1920)

Eine Botschaft des Senators Mc. Cormick. 
Auf der Rundreise durch Europa. 
Senator Mc. Cormick, der, im Dezember von Amerika kommend, in Wien 
weilte, und dem Bundespräsident Dr. Michael Hämisch einen Besuch abstattete, 
hat auf der Fortsetzung seiner Informationsreise durch Europa von Warschau 
aus eine Botschaft an Mr. Herbert Hoover gerichtet, in der er der rührend- 
stimmungsvollen Anregung Mr. Hoovers gedachte, wonach die wohlhabenden 
amerikanischen Familien am Christabende für einen kleinen „unsicht 
baren Gast“, ein armes europäisches Kind, den Tisch decken, demnach ein 
fremdes Kind beschenken sollen. 
„Herbert Hoover! Gestatten Sie mir die Bitte, mich zu dem Heer jener 
Amerikaner zählen zu dürfen, die den kleinen abwesenden Gästen ein 
Willkommen bieten, deren Weihnachten, ja ganzes Leben mit Freude er 
füllt wird, weil wir sie einladen, unseren Weihirachtstisch mit ihnen zu teilen. 
Wohl nicht Ihnen, doch mir ist es vergönnt, einer großen Schar ins 
kindliche Angesicht zu schauen und die jetzt fröhlicheren Stimmen einer 
glücklichen Schar solcher Kinder zu hören. Ich werde die hellen Gesänge 
jener Kinder hören, die zu Hause als unsichtbaren Gäste ihre ungestörten 
Stimmen mit jenen meiner eigenen und anderer Kinder vereinigen werden, 
wenn sie im glücklichen, gesegneten Amerika unter dem Christbaum ihre Weih 
nachtslieder erklingen lassen. 
Im müden Europa, wo die Verheißungen noch immer in der Gegenwart 
nicht in Erfüllung gehen, bedeuten die Kinder die Hoffnung der Zukunft. Sie 
bleiben die Hoffnung, sie sind dies imstande, nur weil wir ihre kleinen Hände 
stützen. Wo immer ich noch gewesen bin, haben sie sich um mich geschart, 
um mir die amerikanischen Röcke zu zeigen, die sie bekleiden, und die Nahrung 
kosten zu lassen, die, wie sie sagen, aus Amerika kommt. 
Hier, im Herzen Europas, schließen Amerikaner, dieselben jungen Ame 
rikaner, die in unseren Heeren oder die in jenen Frankreichs Krieg geführt 
haben, Frieden, jenen Frieden, der nicht in geschriebenen Abmachungen, sondern 
im Menschenherzen liegt. Hoffentlich wird dieser Winter die letzte schwere 
Prüfung Europas sozialer Sicherheit sein. Beten wir, daß Europa sich nach 
diesem Winter nicht nur von allen revolutionären Schwärmereien, sondern end 
gültig und entschlossen von Krieg, und Haß abwenden wird, um sich einer un 
gestörten Friedensarbeit hinzugeben! 
Sowohl hier als auch in den anderen Ländern, wo ich eben geweilt habe, 
wo dynastische Gewalttätigkeit und militärische Macht ihr Ärgstes verbrochen 
haben, drängen sich die Erinnerungen an all jene Dinge, die in unserer Sprache 
so schön geklungen haben: Unser altes Recht und Gerechtigkeit, Freiheit, 
Ordnung, Brüderlichkeit und christliche Barmherzigkeit. 
Ich habe das große 13. Kapitel des ersten Briefes an die Korinther ge 
lesen. Im Evangelium blätterte ich und las Worte des Heilandes an die Kleinen. 
In ihrem Geist arbeitet Amerika jetzt hier. Es ist gesegnet durch seine Gaben. 
„Die Eigenschaft der Barmherzigkeit ist nicht erzwungen, 
Sie fällt als sanfter Regen.auf die Erde hernieder; 
Doppelt gesegnet, sie segnet den, cler gibt und den, der nimmt. 
Sie ist das Mächtigste unter den Mächtigsten. 
Ein Merkmal Gottes selbst ist sie, 
Und irdische Kraft sich offenbart, wie Gott, 
Wenn Barmherzigkeit zur Gerechtigkeit reift!“ 
Gott geleite Amerikas pfilfe für die Kinder!“ 
Gezeichnet 
Medill Mc. Cormick.
	        
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