Volltext: Heimatkunde 5. Heft (5. Heft / 1912)

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tof" genannt) — als Durchschnittsmaß eines solchen Hofes galten 24Juchert; 
üben, worunter man halbe Höfe verstand; Lehen, das sind Viertelhöfe 
oder Vierteläcker; Sölden, das sind Häuser mit Grundstücken, die weniger 
als den Besitz eines Viertelhofes umfaßten. Dazu gehörte der Achtel- 
acker (oder Achtelhof), auch Bausölde genannt. Der V,«Hof (Ausdrücke 
hiesür sind Kobel, Häusl, Sölde) war das Wohnhaus ohne eigentlichen 
Grundbesitz. 
Nach einer im Jahre 1616 — also vor dem 30 jährigen Kriege, der 
die wirtschaftlichen Verhältnisse sehr stark beeinflußte — durchgeführten 
Zählung überwogen in Bayern die halben und Viertelhöfe. Ihre Zahl 
überschritt je 15,000, während es nur über 9000 ganze und über 6000 
Achtelhöfe gab. 
Im Jahre 1760 zählte man in Bayern 115,777 Bauernfamilien und 
29,807 Höfe. Darunter waren nur 7361 freie Familien und 1162 Höfe 
keiner Grundherrschaft unterworfen. Es waren also 96°/» aller Bauern- 
guter entweder der landesherrlichen, der geistlichen oder der adeligen Grund- 
Herrschaft unterworfen. 
Den Wirtschaftshof des Adeligen (des Grundherrn) nannte man bei 
uns „Sedelhof", im allgemeinen deutschen Rechte das „Saliand". 
Die EntWickelung, die vorhin kurz angedeutet wurde, war verschuldet 
durch die Güterteilung. In vielen Verboten des 16. und 17. Jahrhunderts 
trat die bayrische Regierung im Interesse der Erhaltung eines lebensfähigen 
Bauernstandes dagegen auf. Die Höfe sollten nicht mehr zerrissen werden 
dürfen, um Sölden zu bauen. Nur einschichtige, d. h. vom Hofe abgesondert 
liegende Grundstücke (die in den Verzeichnissen als „walzende" Stücke 
angeführt werden) könnten zur * Ausstattung neu erbauter Sölden ver- 
wendet werden. F. B. 
15. Auffindung eines Erdstalles. 
Zu Ebersau (Gemeinde Schildorn) war man schon vor längerer 
Zeit auf einen Erdstall gestoßen, ohne ihn dann weiter zu beachten. Herr 
Oberlehrer Zauner in Pramet erfuhr zufällig von der Entdeckung und ver- 
ständigte sofort ein Mitglied der Heimatkunde. Dadurch wurde es ermöglicht, 
noch rechtzeitig vor der gänzlichen Zerstörung einen Plan dieses Erdstalles 
aufzunehmen. Näheres darüber wird im nächsten Heimatkalender be- 
richtet werden. 
Erdställe (Hauslöcher) sind unterirdische, planmäßig angelegte Gänge 
und Höhlungen, die in unseren Gegenden für Kriegszeiten zum Schutze des 
Menschenlebens häufig angelegt worden find.1) 
16. Jnnviertler Schelmenbüchlein. 
Schon längst könnte es geschrieben sein, wenn jeder Jnnviertler seine 
Pflicht und Schuldigkeit getan hätte. Aber weil eben unter den Jnnviertlern 
so viele „Schelmen" sind, darum wollen die einzelnen nicht herausMcken. 
i) Vgl. die Ausfühiungen im Heimatkalender 1911, S. 53-58.
	        
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