Volltext: Heimatkunde 4. Heft (4. Heft / 1911)

Ihre Bemühungen waren jedoch umsonst. Nicht eine der Krähen war hinaus- 
zubringen und wer weiß, wie die Sache geendet hätte, wenn nicht der Bauer 
selbst nachhause gekommen wäre. Er erkannte gleich, was geschehen war, und 
begann sofort den Zauberspruch von rückwärts zu lesen, worauf eine Krähe 
nach der anderen wieder abziehen mußte. Er gelobte nun, nie mehr Hexerei 
zu treiben, und verbrannte sofort alle Zauberbücher, denn unter den Krähen, 
sagte man, wäre der Böse verborgen gewesen. 
J8. Aus dem J6. Jahrhundert. 
i 
Die Neuordnung und Aenderung der religiösen Einrichtungen des Mittel¬ 
alters war schon während des ganzen 15. Jahrhunderts angestrebt worden. 
Doch weder Kirchenversammlungen noch anderweitige Versuche vermochten etwas 
Neues und zugleich Dauerndes zu schaffen. Die Spannung, die allenthalben 
vorhanden war, wurde daher nicht geringer. Der Gährnngsprozeß, der schon 
seit langer Zeit eingesetzt hatte, ergriff nun alle Teile. 
Das folgende 16. Jahrhundert war daher erfüllt von starken religiösen 
Kämpfen, Bruderkriegen im großen, aber auch von einem Kleinkriege, der 
vielfach unter der Decke geführt wurde und doch nie aufhörte, der von Stadt 
zu Sladt, von Markt zu Markt, ja von Dorf zu Dorf ging, der Kleinkrieg 
der Konfessionen um den Besitz der Seelen. 
Die neuen religiösen Gedanken, wie sie Luther am Beginne des 16. Jahr- „ 
Hunderts zusammengefaßt und mit der Kraft eines Volksmannes verbreitet 
hatte, begannen in den entlegensten Dörfern auch der sogenannten katholischen 
Staaten Bayern und Oesterreich zu wirken. Das spürte die katholische Kirche 
nicht nur nach der ideellen, sondern auch nach der materiellen Seite hin. 
Mit Gewaltmitteln allein ließ sich das Eindringen der neuen Anschau- 
ungen nicht hindern. Man mußte positive Arbeit leisten. Und da gab es nun 
ein Herumtollen, wie sie am besten begonnen werden könnte. 
Diese Unsicherheit zeigt sich am deutlichsten in den beständigen Forderungen 
nach Visitationen. Man wollte erst aus eigener Anschauung genau kennen 
lernen, wie denn der jetzige Zustand sei, damit die Herren Kommissäre aus 
der geistlichen und weltlichen Gewalt den richtigen Weg, der bei der Neu- 
ordnung der kirchlichen Dinge eingeschlagen werden sollte, zeigen könnten 
Ob das gerade der richtige Weg war, lassen wir dahingestellt, er mutet 
uns etwas bureaukratisch an — aber er lag im damaligen Zettgeiste. Für 
uns sind nun diese verschiedenen Berichte sehr wertvoll, da sie uns ein an- 
schauliches Bild über die kiichlichen Verhältnisse jener Tage bieten. 
Eine solche allgemeine Visitation fand z. B. im Jnnviertel in den 
Jahren 1558 und 1559 statt, die sich nicht nur mit der Feststellung der ver- 
mögensrechtlichen Verhältnisse der alten Kirche befaßte, sondern auf das ganze 
religiöse Leben des betreffenden Ortes sich bezogt) Die Resultate jener 
Visitation waren vom allgemein kulturellen Standpunkte aus nicht sehr er- 
i) Vgl. Die kirchlichen Verhältnisse des Jnnviertels in der Mitte des 16. Jahrhunderts. 
Archiv für die Geschichte der Diözese Linz II. Bd.. S. 1 ff. 
Heimatkunde 17.
	        
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