Volltext: Heimatkunde 4. Heft (4. Heft / 1911)

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die Vogtei vorl ehalten.^) Bon dieser Trift ist dem armen Kirchl schon lange 
Jahre nichts gegeben, sondern alles zur Herrschaft Tollet genossen worden. 
Nun von 40 und 50 Jahren her ist man jährlich von der Pfarrkirche 
zu Grieskirchen in festo s. Marci (= am Markustage) und in äiodus 
rogationum (= an den Bittagen) mit dem Kreuz zu diesem Kirchl gangen, 
in festo vero s. Maximiliani (= am Maximilianslage aber) allda 
jährlich ein Amt gehalten, allwo man allzeit von der Pfarrkirche aus das 
altare portatile (= Tragaltar), die Paramente, sogar die Kerzen mit 
sich getragen. Unter dem Amt ist durch den Pfarrmesner allzeit gesammelt 
worden, welche Sammlung auf dreimal das Jahr hindurch 1 ff. 30 kr., bis¬ 
weilen 1 fl. 36 kr. oder höchstens bis 1 fl. 40 kr. ertragen, wovon man dem 
Herrn Kaplan, dem Schulmeister und Mesner ausgeteilt, das übrige aber 
wzgeu der Paramente in der Pfarrkirche in den Stock gelegt. 
Anno 1706 hat Herr Graf von Sprinzenstein, jetziger Besitzer der 
Herrschaft Tollet, ohne einige vorgehende Nachricht die Schlösser (wozu die 
Schlüssel jederzeit in dem Pfarrhof zu Grieskirchen aufbehalten worden) von 
dem Stock lassen hinweg- und neue hinanschlagen, seinem Amtmann die 
Sammlung unter dem Amt vorzunehmen und den Mesner abzutreiben anbe 
fohlen, auch solches wirklich vollzogen. Als man hierüber vor Herrn Grafen 
mündlich protestiert und etlichmal gebeten, diese neue gewalttätige Sammlung 
abzustellen, auch mit dem Amtmann in dem Kirchl konzertiert, hat doch niemalen 
etwas verfangen wollen. 
Endlich ist begehrt und remonstriert wor'sen, daß, wofern der Amtmann 
die Sammlung hinwegnimmt, so muß man hinsüro auch die Paramente von 
der Schloßkapelle zu dem Kirchl und Gottesdienst beischaffen, in Meinung, 
durch solches den Herrn Grafen zu bezwingen. Weil aber auch dieses nicht 
effektuieret (ausgerichtet), sondern die Paramente von der Schloßkapelle ein- 
und andersmal herabgeschickt worden, als haben Jhro hochsürstl. Eminenz 
gnädigst anbefohlen, daß bis zu fernerer Ausführunz der Sache interim ine 
Prozessionen in eine andere der Pfarrkirche inkorporierte Filialkirche sollen 
transferiert (übertragen) werden. Bon diesem Befehl ist wiederum vorhero 
dem Grafen Nachricht erteilt worden, über welches er zwar reklamiert, aber 
dennoch seiner Gewalt noch nicht cediert (-- entsagt)." 
Der Pfarrer ist gegen die Wiederaufrichtung der Stiftung Kaiser Maxi- 
milians, da einerseits die Leute — es seien 40—50 Personen — auch zur 
kalten Jahreszeit den halbstündigen Weg zur Pfarrkirche leicht gehen könnten,, 
anderseits diese Pfarrkinder am Sonntag keine Predigt hören würden. Das 
erachte er nicht als gut, „da doch das BauernVolk wegen des bei demselben 
noch nit gar erloschenen Luthertums solches höchstens vonvöten hat". 
Im Jahre 1729 September 17 wurde zwischen Sprinzenstein und dem 
Stifte St. Nikola bei Passau wegen der Moximilianskapelle ein Ausgleich 
') Münchener Reichsarchiv. Or.-Pap. 1636 Juni 7, Erbbrief der Maria Salome 
Gräfin von Herberstorf, Witwe, geborene Herrin von Preising zu Altenpreising, Frau der 
Herrschaften Tollet und Eggenberg, für Abraham Reiß, Zimmermeister, und feine Frau 
Barbara und ihre Erben „auf der Behausung nächst bei der Kirche zu St. Maximilian in 
Grieskirchner Pfarre und auf einer Wiese dabei, so alles mit Zaun umfangen und zu meiner 
Herrschaft Tollet mit Grundobrigkeit unterworfen und dahin dienstbar gewesen und bisher 
bestandsweis verlassen, genützt und genossen worden, so ich aber jetzt zu St. Maximilians- 
Gotteshans ... gewidmet."
	        
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