Volltext: Heimatkunde 4. Heft (4. Heft / 1911)

\. Zur Glockenkunde des Bezirkes Ried. 
Die Fragebogen, die über Veranlassung der Zentralkommission sür 
Kunst und historische Denkmale von der Bezirkthauptmannschaft Ried den 
hoch». Pfarrämtern des Bezirkes zur Ausfüllung übermittelt und die mit 
wenigen Autnabwen eingehend beantwortet wurden, ergaben für die Glocken« 
künde unseres Bezirke» ein zwar nicht vollständig, aber doch annähernd ab- 
schließende« Bild. Die noch vo-handenen Lücken dürften m nächster Zeit au<- 
gefüllt werden. Nach dem vorliegenden Material wurden 148 Glocken gezählt, 
die der Zeit vom 15. Bit 20. Jahrhundert angehören. 
Fünf meist kleine Glocken haben sich au» einer jedenfall» sehr früh n, 
momentan nicht bestimmbaren Z?it erhalten. Sie sind in Lohn»burg, Mehrn- 
dach. Mötschwang, Ried und Wippenham. Sie tragen weder eine Jrhres« 
zahl, noch Inschriften und geben auch den Gießer nicht an. Die derzeit be- 
stimmbar älteste Glocke de» Bezirke» ist die 12 Uhr Glocke der Pfarrkirche 
Ried au» dem Jahre 1477 von einem Meister Jorg. Dieser Meister ist 
un» bereit» bei der Beschreibung der Glocken de« Dekanate» Ostermiething 
begegne». Er schuf für die Kirche zu Tartdorf die Speiseglocke'). Beide Glocken 
haben die gleiche Aufschrift. 
Diese Rieder Glocke ist die einzige, die im Bezirk« au« dem 15. Jahr« 
hundert erhalten blieb. Doch auch da« 16. Jahrhundert ist mit 3 Glocken 
sehr spärlich vertreten: eine au« dem Jahre 1506 in Ried mit der Inschrift 
„Jesus Nazarenus, rex Judaeorum" (Jesu« von Najaret, König der Juden); 
die zweite au« dem Jahre 1512 in Geiersberg (die große Glocke) und die 
dritte au« dem Jahre 1575 in Mörschwang (ebenfalls die große Glocke 
mit der Inschrift „8. Trinitas, unus Dens, miserere nobis" = Hl. Drei¬ 
faltigkeit, ein einiger Gott, erbarme dich unser) 
Nu« dem 17. Jahrhundert stammen 7 Glocken, die auf die Kirchen in 
Ried, Mehrnbach, Geinberg, St. Georgen und Obernberg verteilt sind. Sie 
wurden von Braunauer und Passauer Meistern gegossen. Die älteste unter 
ihnen ist die Wandlung«glrcke in der Pfarrkirche Ried au« dem I hre 1650. 
Der Entstehungszeit nach folgt die kleinere Glocke in Geinberg, 1655 ge- 
Lossen (Pillwein, Jnnkrei» 311 gibt hie für unrichtig da« Jahr 1555 an). 
Im Jahre 1681 jchuf der Passauer Han« Puch zu Ehren de« dl Georg die 
4. Glocke für die Kirche St. Georgen, im Jahre 1687 über Auftrag de« 
Passauer Domherrn Johann Joachim Jznaz Freiherrn von Aham die größere 
Glocke für die Kirche Geinberg. Im selben Jahre ließen die G-inberger 
bei dem gleichen Meister ihr« mittlere Glocke gießen. Im nächsten Jahrzehnt 
(1695) benötigten di« Obernberger eine Ziigenglocke. Sie trägt die Auf- 
schritt: .Ich rufe, bet für die, die schwach und matt in Zigen ligin". Zwei 
) Vgl. Jnnvicrtler Heimatkunde 2. Heft, S. 89. Die Glocken in Ried schrieb Max 
Bauböä auf.
	        
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