Volltext: Heimatkunde 4. Heft (4. Heft / 1911)

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Auch die „Jnnviertler Heimatkunde" gedenkt einmal eine wou öglich er- 
schöpfende Sammlung von Schaderhüpfeln des Jnnviertels — vielleicht besser 
Oberösterreichs — herauszugeben. Aber nur bei größtem Sammeleifer ist dies 
in absehbarer Zeit möglich. Wir stellen uns solch eine Schnaderhüpselsammlung 
so vor, daß die vorhandenen gesammelt, in einheitlichem Schriftbild aufge- 
schrieben und nach gewissen Gesichtspunkten geordnet werden; jede einzelne 
Lesart oder Singart (auch Melodien sind dazu gedacht) wird verzeichnet und 
ähnliche oder gleiche Liedchen und Strophen aus den bereits vorliegenden 
Sammlungen müssen vergleichsweise herangezogen werden. So wird dieses Buch 
dann auch zugleich als Nachschlagewerk für das Schnaderhüpfl überhaupt unent- 
behrlich werden überall, wo man über das Schnaderhüpfel schreibt oder arbeitet, 
so daß die Jnnviertler Heimatkunde auch damit einen Schritt weiter in die 
großen Zusammenhänge ähnlichen Strebens macht. 
Und nun ungesäumt an fleißige Sammelarbeit! 
Taiskirchen. Dr. Alfred Webinger. 
6. Das Sondersiechen - Haus zu Ried. 
Handel und Verkehr bedingten ein Zusammenwohnen vieler Menschen. 
Je stälker beide wurden, desto mehr wuchsen die Städte und Märkte. Und 
damit vergrößerte sich auch die Gefahr bei ansteckenden Krankheiten, die seit 
dem 14. Jahrhundett sich auch bei uns immer häufiger als ungebetene Gäste 
einschlichen. Der engere Verkehr zwischen Morgen- und Abendland brachte die 
Pest, brachte aber auch den Aussatz (lepra). Gegen beide Krankheilen waren 
die damaligen Leute fast machtlos: Absperrung und Absondermg waren die 
beiden einzigen Mittel der Abwehr. So emstanden für die am Aussatz Erkrankten 
die Leprosen- oder Sondersiechen-Häuser. Sie wurden außerhalb 
des Ortes in der Nähe eines Baches erbaut, um eine oftmalige Reinigung zu 
ermöglichen. 
Im Jnnviertel gab es drei Leprosenhäufer, die sämtlich im 15. Jahr- 
hundert entstanden sein düiften: In Braunau das im Jahre 1473 von 
dem Bürger Haus Daumb gestiftete Siechenhaus (außerhalb der Stadt gegen 
Ranshofen zu gelegen); in Schärding wird das hölzerne Leprosenhaus (der 
Stechenkobel) 1495 erwähnt; in Ried bestand ein solches bereits vor dem 
Baue der St. Annakapelle (1500). Diese wird unmittelbar an das Siechen- 
Haus angebaut, so daß die Kranken am Gottesdienste teilnehmen konnten, 
ohne mit den Gesunden in Berührung zu kommen. 
Das Gebäude war ursprünglich aus Holz, brannte im Jahre 1751 ab 
und wurde dann gemauert. Im Jahre 1853 kauften es die Redemptoristinnen. 
Im 16. Jahrhundert waren keine Pfründen mit dem Siechenhause ver- 
bunden. Aus dem geringen Einkommen von etwas über 8 fl. wurde für die 
Kranken jährlich Brennholz gekauft. So berichten uns die Visttatoren im 
Jahre 1558. Am Beginne des 19. Jahrhunderts war ein Kapital von nahezu 
5S00 fl. vorhanden. Ungefähr 10 Kranke wurden verpflegt. 
Die Bewohner des Siechenhauses mußten sich naturgemäß an besondere 
Vorschriften halten. Darüber berichtet uns eine Leprosenhaus-Ordnung 
vom 17. November 1567, die Richter und Rat des Marktes Ried gegeben
	        
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